Donnerstag, 1. Dezember 2011

"Ziemlich beste Freunde"

Deutschlandpremiere im Kino International: Tränen gelacht. Und Tränen gelacht. Und Tränen gelacht. Und zwischendurch strich ein warmer Hauch über das Herz. Auf voller Länge ein unglaublich schöner Film! Das Publikum applaudierte endlos für die anwesenden Regisseure und den einen Hauptdarsteller. Ein französischer Film der Spitzenklasse, mein persönlicher Film des Jahres 2011. Auch die anschließende Premierenfeier war gut gemacht. Ein großes Danke für die Einladung und diesen unglaublich glücklichmachenden Abend.

Freitag, 14. Oktober 2011

Scheinbar

Die Scheinbar ist nur scheinbar
eine Weinbar
Dort wagen sich nur Kühne auf die
viel zu kleine Bühne
Die Guten ernteten Applaus
Die And'ren schauten kraus
Was man auch einsah.

Montag, 3. Oktober 2011

Mein schöner 3.Oktober

Der Sonntag beginnt mit Stress: zu spät aufgestanden, in Lichtenberg die Regionalbahn verpasst. Aber die strahlende, warme Sonne lässt mich dann die Stunde auf dem Bahnsteig entspannt genießen und in Sonntagsstimmung kommen. Die Fahrt mit der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft nach Wendisch-Rietz ist traumhaft, Weiden, Wälder, Pferde, alte Katen, Seen. Ich beginne mich angesichts der Schönheit der Landschaft langsam etwas zu ärgern: zwei Sommer lang habe ich das Berliner Umland verpasst. Doch als ich ankomme, ist aller Ärger verflogen, die Natur lockt. Und das von Freunden organisierte Tischtennis-Turnier. Ein Heidenspaß: Teenager, Rentner, Elektriker, Akademiker zeigen ihre teils etwas eingerosteten, teils sehr imposanten Tischtenniskünste und alle kämpfen verbissen um jeden Punkt. Ich schaffe es sogar in die Finalrunde (um dann den letzten Platz der Gruppe machen...).

Als es später dunkel wird folgt das gemeinsame Grillen an langer Tafel, weitere Nachbarn stoßen hinzu. Als es kühler wird macht der Hausherr ein Lagerfeuer an, schenkt Selbstgebrannten aus. Stefan steigt zur Erheiterung aller auf die extra herbeigetragene Leiter, um mit seinem Laptop doch noch Internetempfang zu bekommen. Aber es nützt nichts, die moderne Zivilisation ist zu weit weg, die Handys bleiben aus. Welch ein Glück.

Es ist nach Mitternacht, ein harter Kern von acht Nachtschwärmern steht um das wärmende Feuer, da es trotz der 26°C tagsüber dann nachts doch schon kühler wurde, als jemand sagt: „Es ist gerade 3. Oktober geworden. Wenn es die Einheit nicht gegeben hätte, stünden wir heute hier nicht zusammen“. Und alle fangen an, sich zu freuen. Und erzählen ihre Geschichten. Fünf Ossis, drei Wessis. Plötzlich beginnt eine (Ost) die Nationalhymne zu singen. Ich halte kurz die Luft an. Doch das Wunder geschieht: alle stimmen lachend ein und genießen unter dem hell strahlenden Sternenhimmel diesen sehr persönlichen Moment der Deutschen Einheit und Freiheit.

Montag, 26. September 2011

Random Sports & Casual Classics

Hmm. Nachmittags ist - auch während der Woche - die Schwimmhalle nicht wirklich leerer: Querplanschende Kinder versus im Zeitlupentempo bahnschwimmende Berufstätige am Abend. Eigentlich ist es wohl egal, wann man geht. Nicht zur Nachahmung empfohlen: meine Sport-Kultur-Kombination. Denn anschließend ging ich auf Einladung einer Freundin in die Philharmonie, ein Konzert der Serie der "Casual Concerts". Erst Sport und dann Klassik geht leider gar nicht. Ich hatte dauernd mit der Müdigkeit zu kämpfen. Dabei waren sowohl das Konzert selbst (DSO mit Schubert), als auch die gekonnte Moderation (Dirigent Ingo Metzmacher) sowie die After Concert Lounge ("Brandt Brauer Frick") eine wirklich gelungene Mischung für eine schönen Abend. Die nächsten Konzerte sind leider erst in einem halben Jahr. Merken!

Samstag, 3. September 2011

Besser als jedes Klischee

Nach Hauptstadt und Meer fehlen mir jetzt noch die Berge von Georgia, in die Nähe der kitschig-schönen "Alpenstadt" Helen, im Norden des Staates.
Ich buche eine kleine Landhausvilla und setze mich 5 1/2 Stunden hinters Steuer. Dann die Überraschung: das ist das beste Hotel, in dem ich in meinem bisherigen Leben übernachtet habe! Den ganzen anonymen Hilton-Schrott kann man vergessen. Ein kleines familiäres Hotel mit nur 5 Zimmern ist für mich die Krönung der Hotelschöpfungen. Wunderschön zwischen alten Bäumen auf einem Hügel gelegen, 170 Jahre alt, unglaublich liebevoll restauriert und von unschlagbarer Freundlichkeit. Die Türen bleiben rund um die Uhr offen. Jetzt gerade sitze ich nachts mit einem Weißwein auf der breiten Veranda, die Grillen zirpen, der Mond ist hinter den Bergen verschwunden, es duftet bezaubernd. Ein Traum. Hier kann man den Rest der Welt vergessen und wirklich ausspannen. Ich komme wieder!! Hamilton, der Inhaber, schickte mich den ganzen Tag durch die Gegend, nachdem ich ihn gefragt hatte, was es hier alles zu sehen gäbe "I have to keep you busy": Südstaaten-Hausmusik vor einem Pub, das Folk Life Festival, das Crush Fest auf den Yonah Mountain Vineyards (ich habe dort mit meinen Füßen ganz klassisch Weintrauben zermatscht, witzige Sache!). Und bei jedem Event bekomme ich Namen von Freunden oder Nachbarn, oder von seiner Ex-Frau mit auf den Weg, an die ich mich wenden soll, um sie zu grüßen, um von ihnen betreut zu werden, oder auch nur falls ich Probleme haben sollte. Hier kennt jeder jeden, eine funktionierende Kleinstadtgemeinschaft mit unglaublicher Gastfreundschaft. Das Südstaatenerlebnis übertrifft jedes Klischee.

Donnerstag, 1. September 2011

Historisches Savannah

Savannah ist im historischen Viertel eine wunderbare Stadt, kleine Straßen, viele Bäume, alte, prächtige Häuser, man fühlt sich fast wie in "Vom Winde verweht". Eine Stadtrundfahrt erklärt vieles, aber der Südstaatenakzent ist doch hart für mich zu verstehen. Savannah war eine der ersten Siedlungen in den USA und hat daher "echte" Tradition. Mittags gehe ich für 10 USD auf ein kleines Schiff, das Delphinsichtungen verspricht. Und tatsächlich, nach knapp einer Stunde tauchen rechts und links immer wieder welche auf, wow. Am Abend spare ich mir den Strandspaziergang.

Mittwoch, 31. August 2011

Strandfeeling mit zu viel Gefühl

Da ich keine Lust mehr auf Großstadt hatte, nahm ich gleich ein Hotel am Strand, auf Tybee Island. Ein beschaulicher Ort direkt hinter Savannah. Die Saison ist schon vorbei und die Restaurants auffällig leer. Dabei hat es tagsüber 37°C und der Strand ist richtig schön. Auf dem Pier wundert mich ein Schild, dass das Hai-Angeln untersagt. Haie? Hier am Strand??? Ich beschließe nicht baden zu gehen. Am Abend dann sternenklare Nacht, wenn man am Strand sitzt und sich die Augen nach einer Weile an die Dunkelheit gewöhnt haben, kann man einen Anblick genießen, den man in Berlin nie zu sehen bekommt: ein voller Sternenhimmel. Nach einer Weile kommt aus dem Dunkeln ein Farbiger zu mir und wir beginnen uns ganz nett zu unterhalten. Bis er mir plötzlich zwischen die Beine greift. Upps. Ich sage ihm, dass ich das nicht mag, er entschuldigt sich und nach 5 blabla-Minuten entschwindet er wieder in der Dunkelheit des Strandes. Puuh, denk ich mir, das ging ja glimplich ab. Da kehrt er plötzlich wieder. Und zwar dieses Mal splitternackt, bei seiner Hautfarbe war im Dunkeln meine Vorwarnzeit recht gering, plötzlich stand er in seiner vollen Pracht einfach da. Hui. Verdutzt beginne ich zu lachen und sage "that's funny". War wohl die richtige Reaktion. Er dreht sich wortlos um und rennt weg. Für heute reicht es mir. Mehr Sterne muss ich nicht mehr sehen.

Sonntag, 28. August 2011

Atlanta ohne Coke

Das Coke-Headquarter hätte ich mir imposanter vorgestellt. Andere Hochhäuser sind da viel protziger. Die Museen der Stadt, einschließlich Botanischem Garten haben Montags geschlossen, das Coke-Museum ist für mich tabu (so langweilig kann mir gar nicht sein), also bleibt mir nur das Georgia Aquarium, das allerdings beeindruckt. In Summe stelle ich fest: Atlanta ist eine amerikanische Stadt wie jede andere und beschließe direkt am nächsten Tag weiter nach Savannah zu fahren, um das Meer zu genießen.

Samstag, 27. August 2011

Warum geht man als nicht-Bauer auf Traktorenmessen?

Das Afterparty-breakfast war schön. Nur leider in einem (typisch amerikanisch) unterkühlten Raum. Draussen über 30°C, drinnen ärgere ich mich über den vergessenen Pullover. Oh, und ein Marmladenbrötchen wäre schön. Am Nachmittag geht es auf die Minnesota State Fair, mit durchschnittlich 1,8mio Besuchern jährlich die größte Messe der USA und sogar eine der größten der Welt. Toll. Was gibt es dort also zu sehen? Traktoren. Und Traktoren. Und Traktoren. Und Vieh. Und Vieh. Und Pflanzen. Und tausend verschiedene Maiskolben, hunderte preisgekrönte, angeschnittene Torten, auf viele Vitrinen verteilt (nein, nicht zum Verzehr, nur zum Anschauen!), etc.etc.
Nach zwei Stunden bin ich froh, in ein schönes Konzert einer kleinen Band gehen zu können. Die heizt dem Publikum so richtig ein und es kommt eine grandiose Stimmung auf. Nicht mein Ding, solche Messen. Aber das Rahmenprogramm passt.

Freitag, 26. August 2011

Hochzeit auf amerikanisch

Heute war die Hochzeit meiner Freunde in Minneapolis. Der Ort für die Zeremonie war wunderschön an einem See (Loring Pond) in der Innenstadt gelegen, die Zeremonie selbst führte eine Freundin des Paares aus. Am Schluss staunte ich dann aber bei der Danksagung von ihr: sie hatte sich die Genehmigung, Paare trauen zu dürfen, von irgendeiner Internetkirche online gekauft und war somit kurzzeitig Repräsentantin, nein, nicht der Kirche der Fliegenden Spaghettimonster, aber von so etwas in dieser Art.
Tolles System.
Ich mache auch eine Internetkirche auf. Wer für eine Woche mein Priester sein will überweist mir bitte 75 EUR, ich schicke die Ernennung dann umgehend per eMail.

Mittwoch, 24. August 2011

Der Hafen

Was für ein unvergessliches Frühstück! Hier mein bester Tipp für Jetlag-geplagte Europäer, die non-stop nach San Francisco fliegen und dann morgens schon um 5 hellwach sind: Mit irgendeiner Straßenbahn oder einem Bus bis zum Beginn der Marketstreet (=No 1) fahren, dann noch 200m bis zum Hafen gehen. Dort im Hauptgebäude ist ein Coffeeshop (öffnet um 6 Uhr früh) und dann raussetzen auf den Pier: die aufgehende Sonne im Gesicht, der Blick auf die Bay Bridge und auf Treasure Island. Ein wunderschöner Moment in dem man den Rest der Welt vergisst! Nach und nach kommen dann die ganzen Fähren mit der arbeitenden Bevölkerung aus Oakland etc. und spucken jeden Menge hastender, aber auch fröhlicher Mensche aus.

Es ist so schön, so einem Trubel zuzusehen, wenn man selbst, vollkommen entspannt, den nächsten Termin erst am Nachmittag hat.

Da könnte man wirklich jeden Tag frühstücken. Denn das Hotelfrühstück (Filterkaffee und Donuts) ist nun echt der letzte Grund, um im Haus zu frühstücken. Und das Hafencafé ist interessanterweise um diese Uhrzeit bereits gut gefüllt. Zumindest erkennbar keine Touristen, aber doch jede Menge Laptopuser, die, wie ich, viel Zeit mitgebracht haben.

Dienstag, 23. August 2011

Das Touriprogramm

Endlich! Was ich vor 17 Jahren nicht geschafft hatte: Nun bin ich endlich Cablecar gefahren. Gleich zweimal. Schön war's. Aber auch keine Erleuchtung. Nur die Aussicht oben auf dem Berg war spektakulär.
Chinatown ist nur tagsüber interessant, abends total tot. Die Golden Gate Bridge ist stilecht im Nebel versunken, trotzdem schön.
Der Tipp für Touris: Noch am Flughafen an einem Infoschalter den 3-days-MUNI-pass kaufen, kostet $21 (inkl. Cablecar, wo die Einzelfahrt sonst $6 kostet) und gilt, außer für die Fahrt zum Flughafen SFO (Einzelfahrt $8,10), im gesamten ÖPNV-Netz von S.F., welches erstaunlich gut ausgebaut ist. Kaum längere Wartezeiten, elektronische Anzeigen, dichtes Netz. Für Alcatraz gibt es keine Karten mehr, die sind i.d.R. bereits auf Wochen ausverkauft-->sollte man also frühzeitig planen.

Montag, 22. August 2011

S.F. ist "nett"

Nun bin zum zweiten Mal in dieser berühmten Stadt in Kalifornien und habe wieder das gleiche Bauchgefühl: "nett hier, aber waren Sie schon mal in..." (L.A, San Diego, ..., woauchimmer). Nicht, dass es hier nicht schön ist. Aber es haut mich einfach nicht um.
Übrigens habe ich hier beim Spazierengehen an einem Tag so viele Haschraucher gerochen, wie in Berlin nicht in einem Monat. Kein Witz! In den verschiedensten Stadtvierteln, aus Geschäften, auf der Straße, aus einem Laden, sogar aus einem stehenden Polizeiwagen kam eine Duftwolke. Hier sind alle von A bis Z bekifft, echt verrückt.

Sonntag, 14. August 2011

Einfach mal vergessen, dass man "erwachsen" ist

Eine herrliche Tretbootfahrt zu viert auf dem Wannsee. Jaaaaa, das schlechte Wetter war vorhersehbar, alles schrie danach, aber was soll's, die Spaßlust siegte.
Und so wurden wir nass. Seeeeeeeeeeehr nass. Und das Schöne daran: es hat so viel Spaß gemacht, alle waren pitschnass bis auf die Unterwäsche. Später in meiner Wohnung lief das Wasser an mir herunter als ob es drinnen auch noch regnen würde.
Aber wir haben gelacht, und uns gefreut wie Kinder.

Sonntag, 17. April 2011

Sag mir, wer Deine Freunde sind und ich...

Eine Geburtstagsparty. Außer der Gastgeberin kannte ich niemanden. Ich fühlte mich geehrt. Wie schön es doch ist, mit wildfremden Menschen stundenlang zu reden, wenn man merkt, dass es einfach passt.
Und wieder einmal bestätigte sich die alte Regel: Sympathische Menschen kennen sympathische Menschen!
Das ist praktisch so, wie die alte Weisheit: Schau' Dir die Schwiegermutter an, und Du weißt, wie die Tocher werden wird ;-)

Freitag, 15. April 2011

Heiße Cleopatra

Ein super Sauna. Wollte ich schon lange mal hin, nun klappte es endlich. Werde trotz schlechter Verkehrsanbindung sicher öfters dort sein. Sauber, übersichtlich, freundliche Menschen, superbe Massage, schöne Aussicht über die Dächer. Und sehr gute Öffnungszeiten (-24:00 Uhr)

Dienstag, 15. März 2011

Der blaue Engel

Brilliant. Heinrich Mann, Carl Zuckmayer, Marlene Dietrich und Walter Plathe können nicht irren; die beste Produktion, die ich je in der Komödie am Kurfürstendamm erlebt habe. Obwohl teils sehr frivol trotzdem auch schauspielerisch wirklich exzellent. Und das, obwohl ich sonst nicht auf Dramen stehe. Kurz: in jeder Hinsicht sehenswert.

Freitag, 4. März 2011

"Good food, bad food": poor director

Eine Doku im ACUD-Kino. Mit sechs Zuschauern heute recht gut gefüllt. Das Thema eigentlich spannend.
Aber dann, Leute nee, diese Weltverschwörungspolemik ist echt auf Schwachmatenniveau ("nach dem Krieg haben sich chemische Industrie und die Regierungen der Welt heimlich zusammen getan, um die Bauern und die Frauen dieser Welt schleichend auszurotten"...). Kann sich so ein Regisseur überhaupt vorstellen, dass auch Zuschauer mit Hirn und einem Hauch Vorwissen in seinen Film gehen? Wahrscheinlich hat er vorher nur Soaps für RTL II produziert.
Da fallen die interessanten Momente des Films gar nicht mehr ins Gewicht, denn die Glaubwürdigkeit ist im Eimer. Note 4-.

Mittwoch, 2. März 2011

"We Will Rock You" im Theater des Westens - definitely they did

Eigentlich steh' ich nicht so auf diese Design-Musicals und auch hier der erste Eindruck: Glänzende Bühnengestaltung, aber die dümmliche Handlung, weit entfernt von Queen, langweilt jeden, der Matrix gesehen hat.
Glücklicherweise stellt sich bald heraus, dass sie nur dazu dient, möglichst sinnfrei die Pausen zwischen zwei Stücken zu füllen. Denn die Musik knallt. Und wie! Das Publikum tobt. Ein geniales Konzert.

PS: Und was einmal gesagt werden muss: der Sicherheitsmann dort nimmt seinen Job ernst und bleibt dabei doch sympathisch. Das spricht fürs Theatermanagement.

Dienstag, 1. März 2011

English Comedy im Kookaburra

Erneut ein "sehr gut" für zwei Stunden glänzende Unterhaltung in fast privater Atmosphäre. Moderatorin Kim brilliant. Auch Bodo Wartke mit englischen Texten, hatte ihn vorher noch nie gesehen, überraschend gut, merkenswert!

Sonntag, 27. Februar 2011

Badeschiff revisited

Die pleitenbedingte Pause hat zumindest der Atmosphäre nicht geschadet, wir waren uns einig, dass wir vor Ende März noch ein paar Mal wieder kommen müssen. Definitiv Berlins beste Sauna.

Samstag, 26. Februar 2011

Disco Inferno mit Unterhaltungseinlage

Jau, noch besser als erwartet, die Band hatte ihr Publikum fest im Griff, bereits beim zweiten Song stand im Quasimodo keiner mehr still. Erste Sahne mit 100%-Wiederholungsgarantie meinerseits.

In der Pause erzählte Nicola von einer Diskussion mit ihrem Vater:

Vater: Was wünschst Du Dir denn zum Geburtstag?
Sie: Eine Brustvergrößerung
Vater: Was? Wieso denn das?
Sie: Papa, ich bin jetzt 39, mit den Dingern kriege ich niemals einen Kerl ab!
Vater: Wie wär's denn erstmal mit kochen lernen?

Wir lagen unterm Tisch vor Lachen...

Sonntag, 20. Februar 2011

Kreuzberger Poetry Slam

Wow, der Bastard Slam bezeichnet sich als ältester Poetry Slam Deutschlands, nicht schlecht. Das Publikum war das jüngste Deutschlands, da habe ich schon ganz andere Bühnen gesehen, mit doppeltem Altersschnitt und damit einhergehend gesetzterer Stimmung im Publikum.
Aber entscheidend sind ja die Akteure auf der Bühne. Und die waren hervorragend. Ein Abend an dem man so viel lachen kann ist einfach ein Geschenk.

Sonntag, 13. Februar 2011

Ach Lena

Dass sie nicht singen kann ist kein Problem. Können viele in dem Business nicht.
Aber dass Berlin seit Wochen von kleinen Lenas geflutet wird, ist schon nervig. Ich habe den Eindruck, dass jedes Mädel, das 18 ist (oder so aussehen möchte) sich als kleine Lena-Kopie zurecht macht. Noch nie ist mir ein uniformer Modetrend in so kurzer Zeit so stark aufgefallen. Naja, immer noch besser als Lady Gaga als Vorbild.

Samstag, 5. Februar 2011

Die Liebe der Danae

Schon wieder ein Highlight. Als Staatsoper-Fan war nun einmal testweise die Deutsche Oper dran. Musik von Richard Strauß.
Orchester, Chor und Besetzung sehr gut. Bühnengestaltung exzellent: Im zweiten Akt wurde die Beleuchtung so geschickt gewählt, dass die Bühne perfekt wie ein schwarz/weiß-Bild wirkte, dann wurde eine einfache Rose in der Mitte mit zwei Spots hell angestrahlt, so dass deren Rot durch den ganzen Raum geschmettert wurde. Sensationeller Effekt!
Ansonsten: Die Deutsche Oper wirkt wie die Philharmonie: Groß, aber nicht großartig. Es fehlt einfach die Grandezza der altehrwürdigen Staatsoper.

Donnerstag, 27. Januar 2011

Formel-1=6-Tage-Rennen

Zur Eröffnung des hundertsten 6-Tagerennens in Berlin kam ich nun auch einmal ins Velodrom. Danke, Thilo, für die Einladung. Sonst bin ich ja immer nur nebendran zum (selber) Schwimmen.

Die Kurzfassung: Gäääääähn.

So stelle ich mir ein Formel-1-Rennen vor, wo ich auch noch nie verstanden habe, was man daran findet. Eine Stunde oder länger fahren alle im Kreis, man unterhält sich so lange mit seinen Nachbarn. Dann nach 100 Runden schreien alle auf, weil irgendeiner, dessen Namen ich in 10 Sekunden auch direkt wieder vergessen habe, einen anderen noch schnell überholt hat. Ende. Siegerehrung. Toll. Dann folgt ein Rennen, wo Radfahrer eine halbe Stunde lang Motorrädern hinterher fahren. Keiner um mich herum kennt die Regeln, oder versteht, wo da der Witz liegt. Der Moderator erklärt es auch nicht. Och Mensch, nöö, ne? Dafür haben wir die tolle Party im Hotel Angleterre vorzeitig verlassen, wo es so einen sympathischen Frauenüberschuss gab? Krasse Fehlentscheidung.

Sonntag, 23. Januar 2011

Renaissance Theater, kaufkraftabschöpfend

Eine Buchpräsentation ist eine Verkaufsveranstaltung. Es empfiehlt sich, diese unterhaltsam zu gestalten, um zum Kauf und zur Weiterempfehlung anzuregen. Dass es bei Buchpräsentationen immer öfter in Mode kommt, dafür Eintritt zu verlangen (hier: 14 Euro), weil es dem Kunden ja schließlich auch gefällt, ist echt ein Unding. Horst Evers war gut, wie meistens. Aber er wird wohl zum Promi.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Nachtrag zur Gesundheit

Zweieinhalb Wochen keinen Salat, kein frisches Obst, nur Getränke, die aus Flaschen serviert wurden, Zähneputzen nur mit Mineralwasser. Mückenschutz mit DEET, ab 17 Uhr immer fleißig aufgetragen, geschlafen unterm Moskitonetz.
Fazit: Auch wenn mir manch kulinarischer Genuss entging, mein größtes gesundheitliches Problem dafür war nur das Sodbrennen.
Medikamente gegen Durchfall, Fieber, Schmerzen, Wunddesinfektionsmittel, Malariaprophylaxe gingen alle wieder ungenutzt mit nach Hause.

Ob die Impfung gegen Typhus nötig war kann ich nicht beurteilen, vermutlich bei meinem Trip und meiner Verhaltensweise nicht. Dass ich die Impfung gegen (die für Menschen grundsätzlich tödliche) Tollwut nicht mehr geschafft hatte, hätte leicht sehr, sehr böse enden können. Großer Fehler!

Dienstag, 18. Januar 2011

Berlin hat mich wieder

Es ist herrlich kühl hier in Berlin, die Sonne strahlt mir beim Frühstück ins Gesicht. Schön, wieder zu Hause zu sein.
Klar, es war irgendwie spannend, alleine ein Rudel von über zwanzig wilden Hunden mannhaft zu besiegen, und bis zum letzten Blutstropfen gegen eine mindestens 30cm lange, wilde Urwaldechse in meinem Bett zu kämpfen. Aber es ist auch schön, sich Schuhe anzuziehen ohne vorher reinschauen zu müssen, wer dieses Mal drin übernachtet hat.
Und meine erste Mahlzeit in diesem Jahr ohne Curry war ehrlich gesagt auch ein Hochgenuss.
Andererseits: Eines ist sicher, Indien sieht mich garantiert wieder, es war einfach zu schön und faszinierend!

Montag, 17. Januar 2011

Last class from Goa

Um drei Uhr früh aufstehen, ich hasse Flüge um diese Zeit! Zum Essen fehlt die Zeit. Abfahrt um vier, als ich heulende Hunde höre, fahre ich zusammen, das Erlebnis steckt mir noch in den Knochen. Im Flugzeug nach Mumbai gibt es kein Frühstück, nicht mal einen Kaffee, oh, das geht ja gut los.

Dort ist bei Ankunft immer noch Nacht und nun heißt es sechs Stunden Warten auf dem Flughafen, das ist der Preis für das günstige Ticket. Der Terminalbus fährt an Slums vorbei. Erschreckende Realität nach dem paradiesischen Goa.

Und dann: Oh nein, es gibt auch in der Touristenklasse noch einen schlechtesten Sitzplatz: Dort, wo die Toiletten sind und deshalb nur noch zwei Sitze daneben passen. Und es sind die einzigen Plätze ohne Fenster! Links also eine Wand. Rechts 50cm neben mir die WC-Tür. Abgesehen von dem Trubel, dauernden berührt werden von den Wartenden und der Geräuschkulisse der Türe selbst: nach etwa drei Stunden Flug kommen Würgereize auf. Nicht wegen der Flugkrankheit, sondern wegen des Gestanks. Die Gäste sagen der Stewardess bereits Bescheid, "very dirty inside", Danke, aber ändern kann sie auch nichts.

In London fluche ich, der Anschluss ist viel zu knapp geplant, es ist 19:15 und der Anschlussflug nach Berlin geht um 19:45, Boarding hat begonnen. Natürlich in einem anderen Terminal dieses Riesenflughafens. Ich renne wie ein Wahnsinniger durch kilometerlange Gänge, remple Leute an, drängle mich vor, will nicht hier übernachten, bin total fertig, Kopfschmerzen, übermüdet, entnervt. Dränge mich beim Securitycheck vor ("my flight starts in 15 minutes", gelassene Antwort: „ask the passengers before you“, gnädiges Nicken der Leute in der langen Schlange, Danke, weiter), renne, wie es nur Lola vor mir tat.

Bis ich kurz vor dem Gate, nassgeschwitzt und am ganzen Körper zitternd, auf der Anzeigetafel sehe: Es ist eine Stunde früher, 18:30 .... mein Blackberry zeigte mir die falsche Zeitzone!

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAhhhhh.....

Sonntag, 16. Januar 2011

Das zweite Gesicht

Gestern Abend wäre ich fast einer Hundeattacke zum Opfer gefallen. Die in den vergangenen Wochen immer so lieben, streunenden Hunde wurden des Nachts auf der Straße plötzlich wild und kreisten mich ein, um mich dann zu dritt zu attackieren. Mit bestialischem Urwaldgeschrei und Scheingegenattacken aus dem Mute der Verzweiflung hielt ich sie mir auf ansonsten menschenleerer Straße irgendwie vom Leibe, bis ich irgendwann langsam Schritt für Schritt vorsichtig unter bösem Geknurre von dannen ziehen konnte. Unheimlich!!

Und heute Mittag wäre ich beinahe einem LKW zum Opfer gefallen. Wäre schon Scheiße, am letzten Tag noch schnell zu sterben, denke ich mir so. Naja, immer noch besser als gleich am ersten.

Habe heute zum zweiten (und letzten) Mal im Meer gebadet. Miese Bilanz für so einen langen Aufenthalt. Andererseits: hey, in Berlin ist Winter und ich war zwei Mal im herrlich warmen Indischen Ozean!

Mein Abschiedsessen fällt wegen Grippe des Einladenden ins Wasser. Ein anderer indischer Bekannter meldet sich weder auf sms noch Anrufe. Der vormals so freundliche Kellner schließlich vergisst mich dauernd. Ein anderer nimmt mir den zweiten Sessel fort, da ich ja ohnehin alleine da bin. Blöder letzter Abend, trotz rotem Sonnenuntergang am Meer und anschließendem Feuerwerk vor meiner Nase. Man kann sich auch in Indien einsam fühlen.

Samstag, 15. Januar 2011

Saturday Night Market in Anjuna/Arpora

Sensationell. Da hätte ich schon letzte Woche hingehen sollen. Was für eine Stimmung. Der Nachtmarkt besteht aus hunderten kleiner Shops, Musik, Düften, Lebendigkeit, Faszination. Und obwohl ich für mich nichts zu kaufen finde, vergeht die Zeit wie im Flug. Die Livebands spielen sehr gut, das Essen an den Ständen passt. Alles ist sehr teuer für indische Verhältnisse. Die Cola kostet z.B. 60 statt 20 INR, der Cocktail 250 statt 150 INR. Für Touristen immer noch wenig, aber es nagt am schönen Bild: das ist ein Markt nur für Touristen. Die Händler fragen mich schon gar nicht mehr als erstes, ob ich russisch spreche, sondern quatschen mich grundsätzlich auf Russisch an. Das nervt ein bisschen. Egal. Die Inszenierung ist ansonsten perfekt.
Eine der wenigen Sachen wo ich wirklich sage: Das muss man in Goa erlebt haben.
An der höchsten Stelle des Marktes ist eine Trance-Lounge. Und da geht ab 23 Uhr richtig die Post ab.

Direkt neben dem Schild "no drugs" tanzen die schrägsten Vögel wild im Vollrausch. Sensationell. Der Tänzer mit der herzförmigen Brille und offensichtlich der größten Dröhnung hat auch die beste Kondition. Als er sich auszieht und für mindestens zwei Minuten auf den Händen tanzt (die Füße zackig zur Musik in der Luft) tobt der Applaus und keiner bleibt mehr an der Bar sitzen. Er ist Lieblingsphotoobjekt aller Besucher geworden. Alle rufen wild durcheinander, beginnen an der Bar zu tanzen. Was für eine Party!

Freitag, 14. Januar 2011

brands and no brands

Als ich das leuchtende rote Logo einer Filiale der Pharmakette "Boots" entdecke fällt es mir wie die sprichwörtliche Schuppe von den Augen: Hier macht shoppen (eher: "stöbern") so viel Spaß, weil es eben keine Standardketten gibt. Ich habe hier in Goa bisher weder ein McD, noch eine dieser lausigen Klamottenmarkenoutlets gesehen, die die Fußgängerzonen und Shoppingmalls dieser Welt alle so ersetzbar machen; egal wo man gerade ist, immer das Gleiche. Und nun also ein Boots.
Neugierig schaue ich mal rein: Regale voller Schuhe und Stiefel. STIEFEL? Aaaaaaaaaaaaaah, na klar! "Boots" :-) Der Inhaber hat sich anscheinend einfach irgendwoher den Schriftzug der Kette geklxx-besorgt, keine schlechte Idee!

A propos Marken: Jeden Morgen schaue ich auf ein Hakenkreuz. Der Spiegel in meinem Zimmer ist von der Firma "Swastik Brand" und das steht samt eben jenem Logo fett mitten auf den Spiegel geklebt. Und hinter dem für Deutsche meines Alters doch ungewohnten Zeichen steht noch ein fettes "(TM)"-Zeichen. Wow. Neonazis müssten für ihre Tatoos hier in Indien vermutlich Lizenzgebühren zahlen, cool.

Abends live Musik im "Art Escape", 50m vom Strand. Soul, feinste Sahne, die könnten genau so gut in Berlin spielen. Top Essen, guter Laden. Treffe dort die ExPats wieder, aber die Musik ist zu laut für eine Unterhaltung.
Irgend eine russische Touristin nötigt eine Deutsche auf die Bühne, und siehe da: sie kann tatsächlich exzellent singen, Respekt!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Pschologischer Selbstversuch, kläglich gescheitert

Neues aus meinem Appartement. Es knirscht in der Ecke. Ich schaue weg und hoffe, dass ich es bis heute Abend, wenn ich vom Essen zurück bin, einfach vergessen habe.

Mist hat nicht geklappt.

Aber wo genau kam das Geräusch vor ein paar Stunden eigentlich her? Und selbst wenn ich es lokalisierte, das Geräusch ist in der Zwischenzeit bestimmt weiter gewandert. Oder weitergehüpft? Können Geräusche überhaupt hüpfen? Hauptsache sie können nicht schlüpfen. Durch mein Moskitonetz meine ich. So wie dieser Riesenlurch, der war doch bestimmt 20cm lang.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Learning by driving

Die wirklichen Gefahren im indischen Straßenverkehr sind nicht der Trubel oder die fehlenden Verkehrsregeln (Chaos reguliert sich ja selbst), sondern sind die des nachts unvermittelt auf der Fahrbahn auftauchenden, unbeleuchteten Beef Steaks (roh), die auf der Straße statt auf der Wiese rumstehen. Baustellen sind ebenfalls grundsätzlich ohne Licht und Reflektoren. Und Wildschweine und Hunde hupen auch nie, wenn sie über die Straße düsen. Und das kommt auf einer 10km langen Strecke ungefähr 3-4 mal vor!

Neues Verkehrsinstrument kennen gelernt: Die Lichthupe. Bedeutet: ICH fahre auf jeden Fall, Du kannst Dir überlegen, ob Du bremst oder gegen mich verlierst.
Machoverkehr hier. Wer rücksichtsvoll ist und andere durchlässt kommt über keine einzige Kreuzung rüber. Mein Roller hat keine Lichthupe :-(

Neues Risiko kennen gelernt. Wenn man mit dem Motorroller mal anhält: Füße dicht an der Maschine lassen, sonst fährt ein anderer Biker drüber. Grrr.

Erfolgserlebnis. Habe meinen ersten Autofahrer geschnitten und auch mal Vorfahrt erhalten. Er hat wirklich für mich gebremst, toll!

Oh Mann, bin ich tief gesunken.

Dienstag, 11. Januar 2011

German Bakery in Benaulim

Hier trifft man alles, vom klassischen deutschen Touri ("Won Kaffee änd won Roll, please"), über den österreichischen Teilzeithippie, der zur Überbrückung der kalten Wintersaison hier ist, bis hin zum gesuchten Verbrecher oder Alimenteverweigerer, der sicher nur mit einem one-way Ticket nach Goa gekommen ist. Eigentlich meide ich im Urlaub Cafés und Restaurants, wo nur Touristen sitzen. Aber zum Frühstück brauche ich einfach Brötchen und Marmelade. Es versucht schon gar keiner mehr hier auf Englisch zu fragen, ob der Platz noch frei ist ("entschuuuuldigens, is do noa frroii? - ah, Servus, ein Wiener Hippie).

Zwei deutsche Expatriates sprechen mich an, die gerade Schwarzbrot kaufen. Wir verabreden uns zum Dinner am Strand, wo noch zwei weitere Expats dazustoßen. Und dann die große Überraschung am Abend: alle super nett! Kein Gemeckere über Land & Leute, wie man es sonst von Deutschen im Ausland gewohnt ist.
Ein unterhaltsamer und sympathischer Abend unterm Sternenzelt! Wir verabreden uns wieder.

Ich muss langsam mal den alten Rat meines Großvaters über Bord werfen: „Der Herr schütz‘ Dich vor Sturm und Wind, und Deutschen die im Ausland sind“.

Montag, 10. Januar 2011

Youuuuuu are not alone

Meine erste Nacht bei offener Balkontür und dafür ohne die nervige Klimaanlage. Als ich nach dem Aufstehen das Moskitonetz vom Bett weghänge sehe ich eine schnelle Bewegung neben meinem Kopfkissen. Die Echse ist locker 15cm lang und hat wohl direkt neben mir geschlafen. Danke fürs nicht-Anknabbern. Wofür brauche ich überhaupt so ein dämliches Netz, wenn es sogar für diese Riesenviecher kein Hindernis darstellt?
Als ich das Küchenfenster öffne, springt eine nicht zu kleine Spinne erschreckt davon.
Resignierend gehe ich auf den Balkon und setze mich in meinen Hängesessel. Fernblick über die Palmengipfel, die aufgehende Sonne, die Fauna weit entfernt. Wenigstens hier bin ich allein.

Sonntag, 9. Januar 2011

Motorbike revival

Mein letzter Versuch war im Alter von 15 Jahren. Und nach zehn Minuten war mir damals klar, dass Motorradfahren nicht mein Ding, ist.

Heute war der große Tag, unerfahren wie ich auf so einem Ding bin, Linksverkehr, indisches Chaos ohne feste Verkehrsregeln: und - es klappte tadellos. Wow. Helm trägt natürlich keiner, ist wohl gegen die Ehre, oder so. Also wenn ich hier plötzlich nicht mehr schreibe, habe ich mich entweder überschätzt, oder den indischen Verkehr unterschätzt, aber morgen werde ich mit dem schönen Roller auch zur Arbeit fahren, das bisschen Berufsverkehr wird schon nicht so schlimm sein.
Mist, das Ding macht tierisch Spaß. Was habe ich die letzten Jahre alles verpasst??

Mein erster Trip führt mich 40 Minuten in den Süden, der Strand heißt Cavelossim Beach, ist wunderschön, flaches Meer, 26°C warmes Wasser, Strand fest in russischer Hand.
Auf der Rückfahrt, nach einem umwerfenden Sonnengang am Strand, war ich froh, einen Helm zu haben: Der Massenmord an indischen Insekten fand so an meinem Visier statt und nicht an meinem Gesicht. Jetzt weiß ich, warum hier abends alle mit Tuchvermummumg herumdüsen.
Im Dunkeln fahren ist russisch Roulette. Spare ich mir künftig. Ein guter Grund, in der nächsten Woche früher aus dem Büro zu gehen.

Samstag, 8. Januar 2011

Goas Geschichte

Heute bekam ich eine Rundfahrt durch die Geschichte Goas spendiert, ein Taxi nur für mich, quer durch die Region. Zuerst ins Museum Ancestral Goa, mit dem historischen Casa Araujo Alvares (aus der portugiesischen Zeit), dann zu einem Gewürzgartenmuseum mit schöner Führung und Lunch. Anschließend zwei katholische Kirchen, zwei Hindutempel und ein bisschen shoppen in Panjim, der Hauptstadt Goas. Ein guter Tag. Nur den angebotenen einheimischen Schnaps hätte ich nicht trinken sollen, war danach nur noch müde...

Freitag, 7. Januar 2011

Ölbad

Die furchtbarste Massage meines Lebens: Gefühlte zwei Liter Olivenöl gleichmäßig auf meinem Körper verteilt, aber von Massage keine Spur. Weil ich eine Masseurin wollte, kostete es 22 EUR für eine Stunde. Ein Mann hätte überall bloß 500 INR (8,50 EUR) gekostet. Nächstes Mal werde ich schauen, ob günstiger vielleicht besser ist. Aber mehr als einen weiteren Versuch werde ich nicht riskieren. Triefend zur „Dusche“ gestolpert, das Zeug ging kaum ab, brrr.
Zur Entschädigung abends ein tolles Dinner am Strand mit Bawa, ein Sikh und Geschäftsmann. 29 Jahre alt. Er betont mehrfach, dass er als CEO einer "multi million company" telefonisch rund um die Uhr erreichbar sein müsse. Ich muss schmunzeln, als ich nachrechne: Sein Imperium macht also vermutlich mehr als 32.000 EUR Umsatz. Trotzdem nicht schlecht: In Indien kann man damit (je nach Branche bzw. Qualifikation) zwischen fünf bis 25 Menschen fürs Jahr bezahlen.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Indische Nächte

Auf dem Weg zur Rogers Bar, mit Tischen direkt am Wasser, haben mich wieder sechs oder sieben Menschen richtig freundlich gegrüßt, das tut gut!
Dann: Der Mond spiegelt sich in einem unendlich langen Teppich auf dem Meer, das breite Sternenzelt leuchtet, die Mischung aus dem Lied der brechenden Wellen am Strand und der Klänge der Musikanlagen hinter mir hat fast etwas Symphonisches, eine Art indische Euphonie die ein permanentes Lächeln auf die Lippen zaubert. Inderinnen in wallenden Gewändern wandern am Strand entlang. Auf jedem Tisch steht eine Kerze, unter meinen Füßen Sand, ein leichter Wind.
Ach Indien, warum musst Du so weit von Berlin entfernt sein?

Mittwoch, 5. Januar 2011

Ein ganz normaler Tag

Hupen bedeutet für Fußgänger: "Bitte lieber Fußgänger springe nicht plötzlich zur Seite, wenn ich jetzt mit hoher Geschwindigkeit und mit weniger als 30cm Abstand an Dir vorbei fahre. Sonst müsste ich ja scharf bremsen". Die meisten Fußgänger sind so freundlich und halten sich dran, sie sind der Boss. Wenn allerdings die Autos MICH so knapp überholen finde ich das ziemlich unangenehm. Ich kann aber auch nicht bei jedem Hupen stehen bleiben. Dann würde ich ein Standbild.

Ein nepalesischer Kellner will mich verkuppeln. Kommt eine neue Frau ins Restaurant ist er sofort bei mir und fragt im schönsten Kinderenglisch: "Do you marry her?", und holt anschließend unabhängig von meinem "no" deren e-Mailadressen. Immerhin, er hat's drauf.

Savio hat mir beim Lunch das falsche Essen bestellt: So scharf, dass ich vor Tränen kaum noch etwas sehen kann. Also schnell ein Joghurt geordert und es ging tatsächlich. Essen im Restaurant kostet im Schnitt 2 EUR. Eine kleine Flasche Cola 33 Cent. Finde ich ok :-)

Heute mit einem anderen Fahrer gefahren, der fuhr wie 'ne gesenkte Sau. Will ich nicht noch einmal machen.

Vorhin erfahren, dass mein eigentlicher Fahrer gar nicht Barabarabarakesh heisst. Er hatte mir seinen Namen so gesagt und als ich ihn fragend genau so wiederholte hatte er genickt und "yes" gesagt.
Aber er ist ein Stotterer. Sein Name ist einfach nur "Prakash". Upps.

Musste mir neuen Zucker kaufen. Den alten haben irgendwelche Viecher erobert, trotz Sicherheitsverschluss auf dem Glas. War jedenfalls lebendig geworden dadrin, als ich heimkam. Ab und zu krabbelt auch etwas durchs Zimmer. Ich vesuche, nicht so genau hinzuschauen: was man nicht sieht ist auch nicht da. Will gar nicht, wissen, was für Partys in meiner Wohnung abgehen, wenn ich nicht hier bin, oder gerade schlafe.

Dienstag, 4. Januar 2011

Neuer Name

Mein Vermieter ist wirklich sehr um mich bemüht und führt mich überall herum, zeigt mir die Umgebung, gibt Tipps. Und stellt mich allen Leuten die er kennt vor. Und er kennt das halbe Benaulim. Dummerweise hat er vom Mietvertrag nur den Namen meiner Firma behalten und stellt mich mit diesem überall vor. Das ist zwar ein Frauenname, aber who cares. Ich habe aufgehört, es zu korrigieren und akzeptiere klaglos meinen neuen weiblichen Auftritt. Hätte mein Unternehmen vielleicht besser "Cool Man AG" nennen sollen...

Montag, 3. Januar 2011

Indischer Verkehr

Ich hadere noch mit mir, ob ich mir ein Motorrad leihen soll um mobiler zu sein (mein letzter Vesuch auf einem Moped war allerdings nur einmal kurz mit 15 Jahren…). Jeder hält sich ja für den besten aller Verkehrsteilnehmer, hier bin ich allerdings kurz vorm Kapitulieren: Linksverkehr geht ja noch, in London zu fahren hat mir sogar Spaß gemacht. Und das permanente Hupen traue ich mir auch noch zu. Aber hier fahren die Massen einfach radikal drauflos im Vertrauen darauf, dass die anderen es sehen und bremsen. Die Missverständnisse stehen alle zerbeult am Straßenrand. Die Menschenmengen herum diskutieren stundenlang über den Hergang (oder nehmen es nur als Anlass für einen Kaffeeklatsch?).
Mein Fahrer erklärt mir, warum das System funktioniert, als eine Frau ohne sich umzudrehen oder auf das Hupen zu achten einfach über die Straße geht und wir scharf bremsen müssen: „If I would catch her with my car, probably a 100 people would come out of the houses and beat me up“.

Sonntag, 2. Januar 2011

Strandleben in Benaulim

Wunderschöner Strand, unaufdringliche Verkäufer (die meisten akzeptieren das erste "nein"), viele gemütliche Strandbars und -restaurants. Ein traumhafter Strandspaziergang unter dem Sternenzelt, nachdem die Sonne über dem Indischen Ozean irgendwo hinter Afrika untergegangen war. Wow.

Samstag, 1. Januar 2011

1st Class to Goa

Sylvester in 12km Höhe ist mal eine neue Art, den Jahreswechsel zu feiern. In Heathrow lernte ich Arabell kennen, auch auf dem Weg nach Goa. Und als wir beim Check-In fragten, ob es Plätze nebeneinander gäbe, bekamen wir ein Upgrade auf die 1st class geschenkt, nicht schlecht. Danke, KingFisher Airlines!
Leider schaffte es die Crew nicht, um Mitternacht der gerade aktuellen Zeitzone eine Durchsage zu machen. Also feierten wir zu dritt nach deutscher Uhrzeit das neue Jahr, zusammen mit Matthias aus Bayern, ebenfalls überraschter 1st-Class Neuling. Standesgemäß zur Reiseklasse mit Dom Perignon, und dann gleich fast drei Flaschen (ohne mich... ich genoß derweil einen schönen Whiskey, der viel zu großzügig eingeschenkt war). Fazit: Haute Cuisine Mahlzeiten, dazu Weine, Cocktails, Whiskey, Champagner, alles for free, so dass wir, statt die tollen Liegeplätze zu nutzen fast den ganzen Flug nach Indien an der Bar standen und unser Glück begossen, äh genossen. Als Matthias und ich dann wenigstens für eine Stunde noch unser Luxusbett genießen wollten, begann Arabell durch die Gänge zu tanzen. Die nette Stewardess ertrug es gelassen. Wohl auch ein Erste-Klasse-Privileg...
Was für ein schöner Start ins neue Jahr.
Sicher kein Zufall war es, dass sämtliche Stewardessen aussahen wie Bollywood Star Aishwarya Rai. Leider waren sie alle bis auf eine sehr arrogant, wie wir drei unabhängig voneinander feststellten.

Ankunft in Goa: Ein Hupkonzert sondergleichen. Kannte ich in der Form bisher nur aus Erzählungen. Hier ist die Hupe Kommunikationsform. Hupen heisst: "ich komme", "ich bin jetzt hinter Dir", "ich überhole Dich", "ich fahre an Dir vorbei". Beantwortet werden diese Signale jeweils mit einem eigenen Hupen aller derer, die es hören und eine Hupe besitzen. Leider keine Symphonie.
Das Appartement ist großzügig. Die Straßen staubig und kaum beleuchtet. Hinter dem Haus werden die Ochsen vorbeigetrieben. Rundherum Palmen und exotische Vögel. Bunte Farben allerorts. Indien.