Donnerstag, 27. Januar 2011

Formel-1=6-Tage-Rennen

Zur Eröffnung des hundertsten 6-Tagerennens in Berlin kam ich nun auch einmal ins Velodrom. Danke, Thilo, für die Einladung. Sonst bin ich ja immer nur nebendran zum (selber) Schwimmen.

Die Kurzfassung: Gäääääähn.

So stelle ich mir ein Formel-1-Rennen vor, wo ich auch noch nie verstanden habe, was man daran findet. Eine Stunde oder länger fahren alle im Kreis, man unterhält sich so lange mit seinen Nachbarn. Dann nach 100 Runden schreien alle auf, weil irgendeiner, dessen Namen ich in 10 Sekunden auch direkt wieder vergessen habe, einen anderen noch schnell überholt hat. Ende. Siegerehrung. Toll. Dann folgt ein Rennen, wo Radfahrer eine halbe Stunde lang Motorrädern hinterher fahren. Keiner um mich herum kennt die Regeln, oder versteht, wo da der Witz liegt. Der Moderator erklärt es auch nicht. Och Mensch, nöö, ne? Dafür haben wir die tolle Party im Hotel Angleterre vorzeitig verlassen, wo es so einen sympathischen Frauenüberschuss gab? Krasse Fehlentscheidung.

Sonntag, 23. Januar 2011

Renaissance Theater, kaufkraftabschöpfend

Eine Buchpräsentation ist eine Verkaufsveranstaltung. Es empfiehlt sich, diese unterhaltsam zu gestalten, um zum Kauf und zur Weiterempfehlung anzuregen. Dass es bei Buchpräsentationen immer öfter in Mode kommt, dafür Eintritt zu verlangen (hier: 14 Euro), weil es dem Kunden ja schließlich auch gefällt, ist echt ein Unding. Horst Evers war gut, wie meistens. Aber er wird wohl zum Promi.

Mittwoch, 19. Januar 2011

Nachtrag zur Gesundheit

Zweieinhalb Wochen keinen Salat, kein frisches Obst, nur Getränke, die aus Flaschen serviert wurden, Zähneputzen nur mit Mineralwasser. Mückenschutz mit DEET, ab 17 Uhr immer fleißig aufgetragen, geschlafen unterm Moskitonetz.
Fazit: Auch wenn mir manch kulinarischer Genuss entging, mein größtes gesundheitliches Problem dafür war nur das Sodbrennen.
Medikamente gegen Durchfall, Fieber, Schmerzen, Wunddesinfektionsmittel, Malariaprophylaxe gingen alle wieder ungenutzt mit nach Hause.

Ob die Impfung gegen Typhus nötig war kann ich nicht beurteilen, vermutlich bei meinem Trip und meiner Verhaltensweise nicht. Dass ich die Impfung gegen (die für Menschen grundsätzlich tödliche) Tollwut nicht mehr geschafft hatte, hätte leicht sehr, sehr böse enden können. Großer Fehler!

Dienstag, 18. Januar 2011

Berlin hat mich wieder

Es ist herrlich kühl hier in Berlin, die Sonne strahlt mir beim Frühstück ins Gesicht. Schön, wieder zu Hause zu sein.
Klar, es war irgendwie spannend, alleine ein Rudel von über zwanzig wilden Hunden mannhaft zu besiegen, und bis zum letzten Blutstropfen gegen eine mindestens 30cm lange, wilde Urwaldechse in meinem Bett zu kämpfen. Aber es ist auch schön, sich Schuhe anzuziehen ohne vorher reinschauen zu müssen, wer dieses Mal drin übernachtet hat.
Und meine erste Mahlzeit in diesem Jahr ohne Curry war ehrlich gesagt auch ein Hochgenuss.
Andererseits: Eines ist sicher, Indien sieht mich garantiert wieder, es war einfach zu schön und faszinierend!

Montag, 17. Januar 2011

Last class from Goa

Um drei Uhr früh aufstehen, ich hasse Flüge um diese Zeit! Zum Essen fehlt die Zeit. Abfahrt um vier, als ich heulende Hunde höre, fahre ich zusammen, das Erlebnis steckt mir noch in den Knochen. Im Flugzeug nach Mumbai gibt es kein Frühstück, nicht mal einen Kaffee, oh, das geht ja gut los.

Dort ist bei Ankunft immer noch Nacht und nun heißt es sechs Stunden Warten auf dem Flughafen, das ist der Preis für das günstige Ticket. Der Terminalbus fährt an Slums vorbei. Erschreckende Realität nach dem paradiesischen Goa.

Und dann: Oh nein, es gibt auch in der Touristenklasse noch einen schlechtesten Sitzplatz: Dort, wo die Toiletten sind und deshalb nur noch zwei Sitze daneben passen. Und es sind die einzigen Plätze ohne Fenster! Links also eine Wand. Rechts 50cm neben mir die WC-Tür. Abgesehen von dem Trubel, dauernden berührt werden von den Wartenden und der Geräuschkulisse der Türe selbst: nach etwa drei Stunden Flug kommen Würgereize auf. Nicht wegen der Flugkrankheit, sondern wegen des Gestanks. Die Gäste sagen der Stewardess bereits Bescheid, "very dirty inside", Danke, aber ändern kann sie auch nichts.

In London fluche ich, der Anschluss ist viel zu knapp geplant, es ist 19:15 und der Anschlussflug nach Berlin geht um 19:45, Boarding hat begonnen. Natürlich in einem anderen Terminal dieses Riesenflughafens. Ich renne wie ein Wahnsinniger durch kilometerlange Gänge, remple Leute an, drängle mich vor, will nicht hier übernachten, bin total fertig, Kopfschmerzen, übermüdet, entnervt. Dränge mich beim Securitycheck vor ("my flight starts in 15 minutes", gelassene Antwort: „ask the passengers before you“, gnädiges Nicken der Leute in der langen Schlange, Danke, weiter), renne, wie es nur Lola vor mir tat.

Bis ich kurz vor dem Gate, nassgeschwitzt und am ganzen Körper zitternd, auf der Anzeigetafel sehe: Es ist eine Stunde früher, 18:30 .... mein Blackberry zeigte mir die falsche Zeitzone!

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAhhhhh.....

Sonntag, 16. Januar 2011

Das zweite Gesicht

Gestern Abend wäre ich fast einer Hundeattacke zum Opfer gefallen. Die in den vergangenen Wochen immer so lieben, streunenden Hunde wurden des Nachts auf der Straße plötzlich wild und kreisten mich ein, um mich dann zu dritt zu attackieren. Mit bestialischem Urwaldgeschrei und Scheingegenattacken aus dem Mute der Verzweiflung hielt ich sie mir auf ansonsten menschenleerer Straße irgendwie vom Leibe, bis ich irgendwann langsam Schritt für Schritt vorsichtig unter bösem Geknurre von dannen ziehen konnte. Unheimlich!!

Und heute Mittag wäre ich beinahe einem LKW zum Opfer gefallen. Wäre schon Scheiße, am letzten Tag noch schnell zu sterben, denke ich mir so. Naja, immer noch besser als gleich am ersten.

Habe heute zum zweiten (und letzten) Mal im Meer gebadet. Miese Bilanz für so einen langen Aufenthalt. Andererseits: hey, in Berlin ist Winter und ich war zwei Mal im herrlich warmen Indischen Ozean!

Mein Abschiedsessen fällt wegen Grippe des Einladenden ins Wasser. Ein anderer indischer Bekannter meldet sich weder auf sms noch Anrufe. Der vormals so freundliche Kellner schließlich vergisst mich dauernd. Ein anderer nimmt mir den zweiten Sessel fort, da ich ja ohnehin alleine da bin. Blöder letzter Abend, trotz rotem Sonnenuntergang am Meer und anschließendem Feuerwerk vor meiner Nase. Man kann sich auch in Indien einsam fühlen.

Samstag, 15. Januar 2011

Saturday Night Market in Anjuna/Arpora

Sensationell. Da hätte ich schon letzte Woche hingehen sollen. Was für eine Stimmung. Der Nachtmarkt besteht aus hunderten kleiner Shops, Musik, Düften, Lebendigkeit, Faszination. Und obwohl ich für mich nichts zu kaufen finde, vergeht die Zeit wie im Flug. Die Livebands spielen sehr gut, das Essen an den Ständen passt. Alles ist sehr teuer für indische Verhältnisse. Die Cola kostet z.B. 60 statt 20 INR, der Cocktail 250 statt 150 INR. Für Touristen immer noch wenig, aber es nagt am schönen Bild: das ist ein Markt nur für Touristen. Die Händler fragen mich schon gar nicht mehr als erstes, ob ich russisch spreche, sondern quatschen mich grundsätzlich auf Russisch an. Das nervt ein bisschen. Egal. Die Inszenierung ist ansonsten perfekt.
Eine der wenigen Sachen wo ich wirklich sage: Das muss man in Goa erlebt haben.
An der höchsten Stelle des Marktes ist eine Trance-Lounge. Und da geht ab 23 Uhr richtig die Post ab.

Direkt neben dem Schild "no drugs" tanzen die schrägsten Vögel wild im Vollrausch. Sensationell. Der Tänzer mit der herzförmigen Brille und offensichtlich der größten Dröhnung hat auch die beste Kondition. Als er sich auszieht und für mindestens zwei Minuten auf den Händen tanzt (die Füße zackig zur Musik in der Luft) tobt der Applaus und keiner bleibt mehr an der Bar sitzen. Er ist Lieblingsphotoobjekt aller Besucher geworden. Alle rufen wild durcheinander, beginnen an der Bar zu tanzen. Was für eine Party!

Freitag, 14. Januar 2011

brands and no brands

Als ich das leuchtende rote Logo einer Filiale der Pharmakette "Boots" entdecke fällt es mir wie die sprichwörtliche Schuppe von den Augen: Hier macht shoppen (eher: "stöbern") so viel Spaß, weil es eben keine Standardketten gibt. Ich habe hier in Goa bisher weder ein McD, noch eine dieser lausigen Klamottenmarkenoutlets gesehen, die die Fußgängerzonen und Shoppingmalls dieser Welt alle so ersetzbar machen; egal wo man gerade ist, immer das Gleiche. Und nun also ein Boots.
Neugierig schaue ich mal rein: Regale voller Schuhe und Stiefel. STIEFEL? Aaaaaaaaaaaaaah, na klar! "Boots" :-) Der Inhaber hat sich anscheinend einfach irgendwoher den Schriftzug der Kette geklxx-besorgt, keine schlechte Idee!

A propos Marken: Jeden Morgen schaue ich auf ein Hakenkreuz. Der Spiegel in meinem Zimmer ist von der Firma "Swastik Brand" und das steht samt eben jenem Logo fett mitten auf den Spiegel geklebt. Und hinter dem für Deutsche meines Alters doch ungewohnten Zeichen steht noch ein fettes "(TM)"-Zeichen. Wow. Neonazis müssten für ihre Tatoos hier in Indien vermutlich Lizenzgebühren zahlen, cool.

Abends live Musik im "Art Escape", 50m vom Strand. Soul, feinste Sahne, die könnten genau so gut in Berlin spielen. Top Essen, guter Laden. Treffe dort die ExPats wieder, aber die Musik ist zu laut für eine Unterhaltung.
Irgend eine russische Touristin nötigt eine Deutsche auf die Bühne, und siehe da: sie kann tatsächlich exzellent singen, Respekt!

Donnerstag, 13. Januar 2011

Pschologischer Selbstversuch, kläglich gescheitert

Neues aus meinem Appartement. Es knirscht in der Ecke. Ich schaue weg und hoffe, dass ich es bis heute Abend, wenn ich vom Essen zurück bin, einfach vergessen habe.

Mist hat nicht geklappt.

Aber wo genau kam das Geräusch vor ein paar Stunden eigentlich her? Und selbst wenn ich es lokalisierte, das Geräusch ist in der Zwischenzeit bestimmt weiter gewandert. Oder weitergehüpft? Können Geräusche überhaupt hüpfen? Hauptsache sie können nicht schlüpfen. Durch mein Moskitonetz meine ich. So wie dieser Riesenlurch, der war doch bestimmt 20cm lang.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Learning by driving

Die wirklichen Gefahren im indischen Straßenverkehr sind nicht der Trubel oder die fehlenden Verkehrsregeln (Chaos reguliert sich ja selbst), sondern sind die des nachts unvermittelt auf der Fahrbahn auftauchenden, unbeleuchteten Beef Steaks (roh), die auf der Straße statt auf der Wiese rumstehen. Baustellen sind ebenfalls grundsätzlich ohne Licht und Reflektoren. Und Wildschweine und Hunde hupen auch nie, wenn sie über die Straße düsen. Und das kommt auf einer 10km langen Strecke ungefähr 3-4 mal vor!

Neues Verkehrsinstrument kennen gelernt: Die Lichthupe. Bedeutet: ICH fahre auf jeden Fall, Du kannst Dir überlegen, ob Du bremst oder gegen mich verlierst.
Machoverkehr hier. Wer rücksichtsvoll ist und andere durchlässt kommt über keine einzige Kreuzung rüber. Mein Roller hat keine Lichthupe :-(

Neues Risiko kennen gelernt. Wenn man mit dem Motorroller mal anhält: Füße dicht an der Maschine lassen, sonst fährt ein anderer Biker drüber. Grrr.

Erfolgserlebnis. Habe meinen ersten Autofahrer geschnitten und auch mal Vorfahrt erhalten. Er hat wirklich für mich gebremst, toll!

Oh Mann, bin ich tief gesunken.

Dienstag, 11. Januar 2011

German Bakery in Benaulim

Hier trifft man alles, vom klassischen deutschen Touri ("Won Kaffee änd won Roll, please"), über den österreichischen Teilzeithippie, der zur Überbrückung der kalten Wintersaison hier ist, bis hin zum gesuchten Verbrecher oder Alimenteverweigerer, der sicher nur mit einem one-way Ticket nach Goa gekommen ist. Eigentlich meide ich im Urlaub Cafés und Restaurants, wo nur Touristen sitzen. Aber zum Frühstück brauche ich einfach Brötchen und Marmelade. Es versucht schon gar keiner mehr hier auf Englisch zu fragen, ob der Platz noch frei ist ("entschuuuuldigens, is do noa frroii? - ah, Servus, ein Wiener Hippie).

Zwei deutsche Expatriates sprechen mich an, die gerade Schwarzbrot kaufen. Wir verabreden uns zum Dinner am Strand, wo noch zwei weitere Expats dazustoßen. Und dann die große Überraschung am Abend: alle super nett! Kein Gemeckere über Land & Leute, wie man es sonst von Deutschen im Ausland gewohnt ist.
Ein unterhaltsamer und sympathischer Abend unterm Sternenzelt! Wir verabreden uns wieder.

Ich muss langsam mal den alten Rat meines Großvaters über Bord werfen: „Der Herr schütz‘ Dich vor Sturm und Wind, und Deutschen die im Ausland sind“.

Montag, 10. Januar 2011

Youuuuuu are not alone

Meine erste Nacht bei offener Balkontür und dafür ohne die nervige Klimaanlage. Als ich nach dem Aufstehen das Moskitonetz vom Bett weghänge sehe ich eine schnelle Bewegung neben meinem Kopfkissen. Die Echse ist locker 15cm lang und hat wohl direkt neben mir geschlafen. Danke fürs nicht-Anknabbern. Wofür brauche ich überhaupt so ein dämliches Netz, wenn es sogar für diese Riesenviecher kein Hindernis darstellt?
Als ich das Küchenfenster öffne, springt eine nicht zu kleine Spinne erschreckt davon.
Resignierend gehe ich auf den Balkon und setze mich in meinen Hängesessel. Fernblick über die Palmengipfel, die aufgehende Sonne, die Fauna weit entfernt. Wenigstens hier bin ich allein.

Sonntag, 9. Januar 2011

Motorbike revival

Mein letzter Versuch war im Alter von 15 Jahren. Und nach zehn Minuten war mir damals klar, dass Motorradfahren nicht mein Ding, ist.

Heute war der große Tag, unerfahren wie ich auf so einem Ding bin, Linksverkehr, indisches Chaos ohne feste Verkehrsregeln: und - es klappte tadellos. Wow. Helm trägt natürlich keiner, ist wohl gegen die Ehre, oder so. Also wenn ich hier plötzlich nicht mehr schreibe, habe ich mich entweder überschätzt, oder den indischen Verkehr unterschätzt, aber morgen werde ich mit dem schönen Roller auch zur Arbeit fahren, das bisschen Berufsverkehr wird schon nicht so schlimm sein.
Mist, das Ding macht tierisch Spaß. Was habe ich die letzten Jahre alles verpasst??

Mein erster Trip führt mich 40 Minuten in den Süden, der Strand heißt Cavelossim Beach, ist wunderschön, flaches Meer, 26°C warmes Wasser, Strand fest in russischer Hand.
Auf der Rückfahrt, nach einem umwerfenden Sonnengang am Strand, war ich froh, einen Helm zu haben: Der Massenmord an indischen Insekten fand so an meinem Visier statt und nicht an meinem Gesicht. Jetzt weiß ich, warum hier abends alle mit Tuchvermummumg herumdüsen.
Im Dunkeln fahren ist russisch Roulette. Spare ich mir künftig. Ein guter Grund, in der nächsten Woche früher aus dem Büro zu gehen.

Samstag, 8. Januar 2011

Goas Geschichte

Heute bekam ich eine Rundfahrt durch die Geschichte Goas spendiert, ein Taxi nur für mich, quer durch die Region. Zuerst ins Museum Ancestral Goa, mit dem historischen Casa Araujo Alvares (aus der portugiesischen Zeit), dann zu einem Gewürzgartenmuseum mit schöner Führung und Lunch. Anschließend zwei katholische Kirchen, zwei Hindutempel und ein bisschen shoppen in Panjim, der Hauptstadt Goas. Ein guter Tag. Nur den angebotenen einheimischen Schnaps hätte ich nicht trinken sollen, war danach nur noch müde...

Freitag, 7. Januar 2011

Ölbad

Die furchtbarste Massage meines Lebens: Gefühlte zwei Liter Olivenöl gleichmäßig auf meinem Körper verteilt, aber von Massage keine Spur. Weil ich eine Masseurin wollte, kostete es 22 EUR für eine Stunde. Ein Mann hätte überall bloß 500 INR (8,50 EUR) gekostet. Nächstes Mal werde ich schauen, ob günstiger vielleicht besser ist. Aber mehr als einen weiteren Versuch werde ich nicht riskieren. Triefend zur „Dusche“ gestolpert, das Zeug ging kaum ab, brrr.
Zur Entschädigung abends ein tolles Dinner am Strand mit Bawa, ein Sikh und Geschäftsmann. 29 Jahre alt. Er betont mehrfach, dass er als CEO einer "multi million company" telefonisch rund um die Uhr erreichbar sein müsse. Ich muss schmunzeln, als ich nachrechne: Sein Imperium macht also vermutlich mehr als 32.000 EUR Umsatz. Trotzdem nicht schlecht: In Indien kann man damit (je nach Branche bzw. Qualifikation) zwischen fünf bis 25 Menschen fürs Jahr bezahlen.

Donnerstag, 6. Januar 2011

Indische Nächte

Auf dem Weg zur Rogers Bar, mit Tischen direkt am Wasser, haben mich wieder sechs oder sieben Menschen richtig freundlich gegrüßt, das tut gut!
Dann: Der Mond spiegelt sich in einem unendlich langen Teppich auf dem Meer, das breite Sternenzelt leuchtet, die Mischung aus dem Lied der brechenden Wellen am Strand und der Klänge der Musikanlagen hinter mir hat fast etwas Symphonisches, eine Art indische Euphonie die ein permanentes Lächeln auf die Lippen zaubert. Inderinnen in wallenden Gewändern wandern am Strand entlang. Auf jedem Tisch steht eine Kerze, unter meinen Füßen Sand, ein leichter Wind.
Ach Indien, warum musst Du so weit von Berlin entfernt sein?

Mittwoch, 5. Januar 2011

Ein ganz normaler Tag

Hupen bedeutet für Fußgänger: "Bitte lieber Fußgänger springe nicht plötzlich zur Seite, wenn ich jetzt mit hoher Geschwindigkeit und mit weniger als 30cm Abstand an Dir vorbei fahre. Sonst müsste ich ja scharf bremsen". Die meisten Fußgänger sind so freundlich und halten sich dran, sie sind der Boss. Wenn allerdings die Autos MICH so knapp überholen finde ich das ziemlich unangenehm. Ich kann aber auch nicht bei jedem Hupen stehen bleiben. Dann würde ich ein Standbild.

Ein nepalesischer Kellner will mich verkuppeln. Kommt eine neue Frau ins Restaurant ist er sofort bei mir und fragt im schönsten Kinderenglisch: "Do you marry her?", und holt anschließend unabhängig von meinem "no" deren e-Mailadressen. Immerhin, er hat's drauf.

Savio hat mir beim Lunch das falsche Essen bestellt: So scharf, dass ich vor Tränen kaum noch etwas sehen kann. Also schnell ein Joghurt geordert und es ging tatsächlich. Essen im Restaurant kostet im Schnitt 2 EUR. Eine kleine Flasche Cola 33 Cent. Finde ich ok :-)

Heute mit einem anderen Fahrer gefahren, der fuhr wie 'ne gesenkte Sau. Will ich nicht noch einmal machen.

Vorhin erfahren, dass mein eigentlicher Fahrer gar nicht Barabarabarakesh heisst. Er hatte mir seinen Namen so gesagt und als ich ihn fragend genau so wiederholte hatte er genickt und "yes" gesagt.
Aber er ist ein Stotterer. Sein Name ist einfach nur "Prakash". Upps.

Musste mir neuen Zucker kaufen. Den alten haben irgendwelche Viecher erobert, trotz Sicherheitsverschluss auf dem Glas. War jedenfalls lebendig geworden dadrin, als ich heimkam. Ab und zu krabbelt auch etwas durchs Zimmer. Ich vesuche, nicht so genau hinzuschauen: was man nicht sieht ist auch nicht da. Will gar nicht, wissen, was für Partys in meiner Wohnung abgehen, wenn ich nicht hier bin, oder gerade schlafe.

Dienstag, 4. Januar 2011

Neuer Name

Mein Vermieter ist wirklich sehr um mich bemüht und führt mich überall herum, zeigt mir die Umgebung, gibt Tipps. Und stellt mich allen Leuten die er kennt vor. Und er kennt das halbe Benaulim. Dummerweise hat er vom Mietvertrag nur den Namen meiner Firma behalten und stellt mich mit diesem überall vor. Das ist zwar ein Frauenname, aber who cares. Ich habe aufgehört, es zu korrigieren und akzeptiere klaglos meinen neuen weiblichen Auftritt. Hätte mein Unternehmen vielleicht besser "Cool Man AG" nennen sollen...

Montag, 3. Januar 2011

Indischer Verkehr

Ich hadere noch mit mir, ob ich mir ein Motorrad leihen soll um mobiler zu sein (mein letzter Vesuch auf einem Moped war allerdings nur einmal kurz mit 15 Jahren…). Jeder hält sich ja für den besten aller Verkehrsteilnehmer, hier bin ich allerdings kurz vorm Kapitulieren: Linksverkehr geht ja noch, in London zu fahren hat mir sogar Spaß gemacht. Und das permanente Hupen traue ich mir auch noch zu. Aber hier fahren die Massen einfach radikal drauflos im Vertrauen darauf, dass die anderen es sehen und bremsen. Die Missverständnisse stehen alle zerbeult am Straßenrand. Die Menschenmengen herum diskutieren stundenlang über den Hergang (oder nehmen es nur als Anlass für einen Kaffeeklatsch?).
Mein Fahrer erklärt mir, warum das System funktioniert, als eine Frau ohne sich umzudrehen oder auf das Hupen zu achten einfach über die Straße geht und wir scharf bremsen müssen: „If I would catch her with my car, probably a 100 people would come out of the houses and beat me up“.

Sonntag, 2. Januar 2011

Strandleben in Benaulim

Wunderschöner Strand, unaufdringliche Verkäufer (die meisten akzeptieren das erste "nein"), viele gemütliche Strandbars und -restaurants. Ein traumhafter Strandspaziergang unter dem Sternenzelt, nachdem die Sonne über dem Indischen Ozean irgendwo hinter Afrika untergegangen war. Wow.

Samstag, 1. Januar 2011

1st Class to Goa

Sylvester in 12km Höhe ist mal eine neue Art, den Jahreswechsel zu feiern. In Heathrow lernte ich Arabell kennen, auch auf dem Weg nach Goa. Und als wir beim Check-In fragten, ob es Plätze nebeneinander gäbe, bekamen wir ein Upgrade auf die 1st class geschenkt, nicht schlecht. Danke, KingFisher Airlines!
Leider schaffte es die Crew nicht, um Mitternacht der gerade aktuellen Zeitzone eine Durchsage zu machen. Also feierten wir zu dritt nach deutscher Uhrzeit das neue Jahr, zusammen mit Matthias aus Bayern, ebenfalls überraschter 1st-Class Neuling. Standesgemäß zur Reiseklasse mit Dom Perignon, und dann gleich fast drei Flaschen (ohne mich... ich genoß derweil einen schönen Whiskey, der viel zu großzügig eingeschenkt war). Fazit: Haute Cuisine Mahlzeiten, dazu Weine, Cocktails, Whiskey, Champagner, alles for free, so dass wir, statt die tollen Liegeplätze zu nutzen fast den ganzen Flug nach Indien an der Bar standen und unser Glück begossen, äh genossen. Als Matthias und ich dann wenigstens für eine Stunde noch unser Luxusbett genießen wollten, begann Arabell durch die Gänge zu tanzen. Die nette Stewardess ertrug es gelassen. Wohl auch ein Erste-Klasse-Privileg...
Was für ein schöner Start ins neue Jahr.
Sicher kein Zufall war es, dass sämtliche Stewardessen aussahen wie Bollywood Star Aishwarya Rai. Leider waren sie alle bis auf eine sehr arrogant, wie wir drei unabhängig voneinander feststellten.

Ankunft in Goa: Ein Hupkonzert sondergleichen. Kannte ich in der Form bisher nur aus Erzählungen. Hier ist die Hupe Kommunikationsform. Hupen heisst: "ich komme", "ich bin jetzt hinter Dir", "ich überhole Dich", "ich fahre an Dir vorbei". Beantwortet werden diese Signale jeweils mit einem eigenen Hupen aller derer, die es hören und eine Hupe besitzen. Leider keine Symphonie.
Das Appartement ist großzügig. Die Straßen staubig und kaum beleuchtet. Hinter dem Haus werden die Ochsen vorbeigetrieben. Rundherum Palmen und exotische Vögel. Bunte Farben allerorts. Indien.