Sonntag, 30. November 2014

Drei-Stunden-Parteitagsrede: Ich habe durchgehalten!



So schnell kann’s also gehen. Da saß ich plötzlich und unverhofft in einer Wahlveranstaltung der Partei DIE LINKE. Wohin einen die Neugierde nicht alles treibt. Aber ich liebe Informationen aus erster Hand, auch wenn sie manchmal ein starkes Sitzfleisch erfordern. 

Der Redner hatte Talent. In guter kommunistischer Manier hielt er über geschlagene drei Stunden eine Kampfrede, die ihresgleichen sucht. Wortgewandt und vor allem mit teils elegantem, teils rüdem Wortwitz schaffte er es, die etwa 3.500 Gäste bei Laune zu halten. Im ersten Teil überwogen pointenstarke Überspitzungen, wie sie besonders erfolgreiche Politiker zu platzieren wissen. Die Zuhörerschaft lachte viel und laut und bedankte sich mit regelmäßigem Zwischenapplaus. Selbst wenn einem die politische Ausrichtung nicht passte, die Pointen saßen und der Unterhaltunsgwert war gegeben. 
Im zweiten Teil setzte sich das Gewitter der Vorwürfe gegen die anderen Parteien fort, reduziert allerdings um den humorigen Teil und angereichert um jede Menge kleinerer sarkastischer Anmerkungen und größerer Beleidigungen an die stumpf dauerklatschenden Sekundanten („Sie klatschen, aber ein Großteil von Ihnen hat genau diese Leute bei der letzten Wahl gewählt und wird es wieder tun“). Spaß machte es da schon lange nicht mehr, wilde „Fakten“(?), Verschwörungstheorien, Pauschalisierungen vom Feinsten und billige populistische Schnelllösungen („Wenn wir den Reichen über zehn Jahre verteilt fünfzig Prozent abnehmen, haben die hinterher immer noch ganz viel, aber wir sind nachher alle schuldenfrei“) gaben sich die Hand. Jedoch das Publikum wusste, was es seinem intellektuellen Großmeister schuldete, und applaudierte fleißig durch, echte Anhänger eben. Aber die gibt’s nun wirklich in jeder Partei, da darf man sich nicht beschweren, wenn man sich auf einer PDS-Show befindet. 

Was mich wirklich beeindruckte, war der rhetorische Coup des Gastgebers, in drei Stunden Redezeit genau EIN einziges Mal den Parteinamen „DIE LINKE“ in den Mund zu nehmen – grandioser Kunstgriff, aufrichtige Gratulation! So konnte man fast meinen, in einer Kabarettveranstaltung, statt auf einer Parteitagsrede gewesen zu sein. Auch die Tatsache, dass die Zuhörer knapp 20-30 EUR Eintritt für die Rede im ausverkauften Tempodrom gezahlt hatten, unterstützte diesen Eindruck nachhaltig. Das sollen CDU, SPD & Co erstmal nachmachen! 

Andererseits: Politisches Kabarett ist idealerweise ein kritischer Finger in den Wunden der Regierung oder auch der Opposition, nicht jedoch primitive Propaganda für eine bestimmte Partei, siehe z.B. die hervorragende „Heute Show“ im ZDF.

Kurz: Es war eine Erfahrung, die zumindest ich nicht wiederholen muss. Von daher werde ich vermutlich nicht noch einmal zu einer Veranstaltung von Volker Pispers gehen.

Montag, 24. November 2014

Wenn Hintergrundmusik versucht Hauptsache zu sein

Nachdem ich am Samstag das hervorragende Konzert vom Windwerk in der Emmauskirche wieder sehr genossen hatte, freute ich mich umso mehr auf die Piano Guys im Tempodrom. Die Youtube-Stars spielten vor fast voller Halle, vor einem bemerkenswert unkritischen Publikum. Die Klavier/Cello-Interpretationen klassischer Werke und verschiedener Popstückchen waren durchgängig angenehm zu hören. Aber häufig blieb unklar, wie viel wirklich live auf der Bühne gespielt und wie viel aus Aufzeichnungen zusätzlich eingespielt wurde. So drängt sich der Vergleich mit Straßenmusikern auf, die häufig kleine Orchester aus der Dose mit sich herumtragen. Schade, bei einem live-Konzert erwartet man mehr.

Die Stücke waren zwar alle schön, aber durch die abwechslungsreichen Videoclips geriet ohnehin das Visuelle in den Vordergrund und das Klangliche wurde zur gemütlich ablaufenden Hintergrundmusik degradiert. So wurde die Bühne heute Abend quasi ein stark vergrößerter Youtube-Screen. Nur schade, dass ich nebenher nicht, wie zuhause, andere Dinge machen konnte.

Immerhin: die beiden Jungs waren recht sympathisch, unterhaltsam und konnten gut mit dem Publikum interagieren, da habe ich schon ganz andere Konzerte erlebt*.

Kurz: nett, aber bei aller musikalischer Kompetenz, mehr (leider) auch nicht.


(*z.B. vor Jahren Joe Cocker, der es ganze dreimal schafft mit dem Publikum zu sprechen 1. „Hello Innsbruck“, 2. „May I introduce the band to you: This is Jim, this is Pete, this is ….“, 3. „Goodbye Innsbruck“).


Samstag, 8. November 2014

25 Jahre Mauerfall, und ein bisschen weise

Am Vorabend der 25-Jahre-Gedenkfeiern des Mauerfalls zeigten die abertausenden Menschen auf den Straßen, welches für sie der wirkliche Gedenktag der Deutschen Einheit ist. Nicht der künstliche, damals politisch gewollte, 3. Oktober, sondern eben der 9. November. Die Kette der leuchtenden Ballons, markiere recht anschaulich die alte Trennung. Aber am anschaulichsten war dann doch die große Fernsehwand gegenüber der amerikanischen Botschaft, auf der in endlos-Schleife Original-TV-Aufnahmen aus den Zeiten des Mauerbaus liefen ("Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen"). Die Tränen der Kinder und der Erwachsenen, als sie fassungslos vor der sich langsam auftürmenden Mauer standen und auf der anderen Seite ihren Eltern, Großeltern oder Geschwistern zuwinkten waren so grausam anzusehen und jagten mir Schauer über Schauer über den Rücken. Damals hatte keiner von ihnen auch nur geahnt, dass dieses Bauwerk so lange stehen bleiben sollte und ein ganzes Land in ein Gefängnis mit gnadenloser Todeszone verwandeln würde. Hätten sie es geahnt, wären die meisten von ihnen vermutlich, wie einige andere, aus den letzten offenen Fenstern in den Westen gesprungen.
 Wirklich hart packte es mich allerdings, als ich mich umdrehte, um nach Hause zu gehen. Denn plötzlich sah ich die tausenden Zuschauer, die auf die Fernsehwand starrten. Eine unendlich große menschliche Wand aus erstarrten, entsetzten, ergriffenen, fassungslosen Gesichtern. Ob alt, ob jung, das Grauen stand allen in ihre Gesichter geschrieben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur einer der Zuschauer zu den Wählern der Nachfolgepartei der Mauerbauer zählte.
Lebendige Erinnerung in Wort und Bild ist so unglaublich wichtig für ein ganzheitliches Geschichtsverständnis. Wachhalten und aktives in Erinnerung rufen verhindert vielleicht einmal das Wiederholen schrecklicher, geschichtlicher Fehler. Auch dafür war der Standort der Übertragungswand hervorragend gewählt.

Freitag, 31. Oktober 2014

Schnuller mit ein paar zehn Jahren Verspätung

Es war schon seit vielen Jahre ein running gag in meiner Familie: das (unterstellt) fehlende Geburtstagsgeschenk zu meinem nullten Geburtstag. Heute holte dies plötzlich meine Mutter per Post und mit einer launigen Grußkarte nach, herrlich!

Kleine Freuden erleichtern den Start in den Tag doch erheblich. Wie schön, wenn man einen Grund mehr hat, um mit einem Lächeln in die U-Bahn zu steigen.

Die Frage bleibt: was mache ich nun mit dem unverhofften Geschenk?

Donnerstag, 25. September 2014

Wer entwickelt mal ein originelles Shoppingcenter?

So. Nun steht also das "Mall of Berlin" vor meiner Haustür. Das mit 76.000 Quadratmetern Verkaufsfläche "fast größte" Shoppingmall der Stadt. Wie ärgerlich, wenn man schon von vorneherein als Nr. 2 startet, aber immerhin die Nr. 2 von ab jetzt 65 Einkaufszentren in Berlin.

Da heute um zehn Eröffnung für das einfache Volk war, bin ich mal kurz reinspaziert und habe mich umgesehen. Wie schon erwartet - die üblichen Verdächtigen: h&m, p&c, c&a, dm, aldi, etc. Aber immerhin dazwischen dann doch immer wieder der eine oder andere Farbtupfer in Form einzelner Minishop-Schmankerl zwischen den bekannten Größen. So unterscheidet man sich wenigstens ein bisschen von den anderen Shoppingcentren in Dubai, Las Vegas oder Kleinknippersdorf. Edle Materialien (ich konnte nirgends anständig laufen, da das Marmor zu glatt ist und wäre mehrfach fast hingefallen), schönes Interieur und typische Linienführung machen dennoch einen guten Eindruck. Kurz: wenn man in der Nähe ist und das Übliche braucht, hat man Vieles an einem Ort, gepflegt und regensicher. Wenn man ein besonderes Shoppingerlebnis sucht, findet man hier leider im Wensentlichen nur das Übliche.

(Mindestens) zwei Espressobars sind praktischerweise ebenfalls mit drin, eine schöne Aufwertung für die Umgebung. Nur deren Premiumpreise passen leider überhaupt nicht zum banalen Sitzplatz in zwar besserer - aber letzten Endes doch - Kaufhausathmosphäre.

Warum schafft es kaum keiner, ein Kaufhaus im Stile eines Planet Modulor am Moritzplatz zu entwerfen? Da geht man hin, wenn man genau nicht das Gewöhnliche sucht. Ich bin mir sicher, dass viele Kunden das schätzen und suchen würden. Und bei 65 Einkaufszentren macht Differenzierung vieleicht auch etwas Sinn.

Samstag, 6. September 2014

Berliner Chöre frei Haus

Wenn man auf der Suche nach einem neuen Chor ist, bietet sich der Besuch eines Chorfestivals einfach an: frei Haus bekommt man (in diesem Fall) zwölf Chöre hintereinander präsentiert und kann musikalische Qualität, Repertoire und Mitsänger in Ruhe studieren. Spart Zeit für Testmitsingabende, wenn doch manchmal schon nach wenigen Minuten klar ist, dass es einfach nicht passt. Der einzige Haken: sechs Stunden auf den elendigen, billigen Plastikstühlen im Sommergarten der Ufa-Fabrik zu sitzen bedeutet schon fast Höllenqualen. Ich hatte anschließend zwei Tage lang Rückenschmerzen. Abgesehen davon: Im Großen und Ganzen ein (laaaanger) musikalischer Nachmittag bzw. Abend mit vielen schönen Höhepunkten und Aha-Momenten.

Sonntag, 24. August 2014

Tango am See


Von Donnerstag bis Sonntag zum großen Tangoworkshop an einen See in Mecklenburg-Vorpommern, wer will da nicht mit?!

Ein altes, liebevoll restauriertes  Bauernhaus, ein schwer romantischer See, wundervolle Tangostunden und die Ruhe auf dem platten Land, kurzum: perfekt! Als i-Tüpfelchen fand sich dann noch ein Piano im Haus, an dem ich mit einem improbegabten anderen Tangotänzer mehrere Stunden täglich jammte, was die Finger, die Seele und das Herz hergaben. Ein schöner Ausgleich zu den zahlreichen Tangostunden und sowieso immer eine Freude, einen Gleichgesinnten zu finden.

Lediglich die Kälte im August störte den Genuss, der Unterricht im Freien machte nur in der Sonne Freude. Aber dafür war das schöne Lagerfeuer am Abend um so nützlicher.
Das Essen durchgängig bio oder selbstangebaut, Respekt!

Nachts, direkt am vollkommen dunklen See, sah ich dann, zum ersten Mal nach vielen, vielen Jahren wieder, die volle Milchstraße am Himmel erstrahlen. Ein ergreifender Augenblick.

Barnin ist eine Reise wert!

Donnerstag, 24. Juli 2014

Alte Verwandtschaft rostet nicht

Wieder so einer dieser Momente, die man vorher vollkommen unterschätzt hat: Meine Cousine aus den USA kam mit ihrer Familie zu Besuch. Seit über 25 Jahren hatten wir uns nicht mehr gesehen und in den letzten zwei Jahren lediglich wieder einen FB-Kontakt. Nach gefühlten fünf Minuten warming-up mit einem irgendwie vertrauten aber auch noch erst fremden Gegenüber, waren wir wunderbar im flow fließender Unterhaltung. Ihr Mann ebenfalls spitze. Da macht Verwandtschaft doch richtig Spaß. Im Dauerregen und dennoch ohne Regenschirme bestanden sie dann auf meine Stadtführung von Potsdamer Platz über Gendarmenmarkt, Alexanderplatz und Museumsinsel bis zum Reichstag. Neugierige, fröhliche Menschen auf gleicher Wellenlänge, phantastisch. Gegenbesuch garantiert.

Sonntag, 20. Juli 2014

Paddeln in Klein-Venedig

Köpenick ist ja schon eine halbe Weltreise für den Otto-Normalberliner. Die Freundin von mir, die vor einiger Zeit der Liebe wegen dort hingezogen ist, beklagt sich auch schon immer, dass niemand mehr sie besuchen kommt. Aber 1,5 Stunden hin und wieder zurück für einen Kaffee sind schon eine viel größere Investition, als mal eben auf der Bergmannstraße für eine halbe Stunde vorbeizuschauen.

Nun stand also nach langer Zeit mal wieder Paddeln auf dem Programm. Das Wetter war hervorragend, der Kanuverleih hatte moderate Preise und ein sonniger Sonntag rechtfertigte die lange Anreise zum Müggelsee. Nicht übermäßig freundlich, aber dennoch hilfsbereit und schnell ging das Ausleihen, und -zack- waren wir auf dem Wasser. Untrainiert, wie ich beim Paddeln inzwischen leider bin, kostete es mich zwar deutlich mehr Kraft, als erwartet. Aber die vielen, kleinen Kanäle entschädigten die Mühen. Nur die wirklich harte Rücklehne hatte ich vergessen. Früher hatte ich dagegen immer irgendeinen weichen Puffer dabei, leider hatten wir auch die Rettungswesten nicht mitgenommen, ein großer Fehler, die hätte ich wenigstens zwischen Rücken und Lehne stecken können. So aber tat es nach einer Weile heftig weh.
Trotzdem: Sonne, Wasser, Bewegung, schöne Gespräche und leckere Kekse: die Weltreise an diesem Sonntag hat sich absolut gelohnt.

Montag, 9. Juni 2014

Der Morgen danach

Die Sonne sang ihr helles Lied im munteren Zwiegespräch mit den tausend Spatzen vor meinem Balkon. Ein leichter Windhauch umwirbelte meine Nase und machte die frühe Hitze erträglicher. Dann setzte Sie sich an mein Klavier und begann zu spielen. Eine Zauberei russischer Romanzen, herzzerreißend in ihrer besonderen Melancholie. Noten schwebten neugierig, fast tastend, durch die Luft und zerplatzen wie kleine Seifenblasen in meinen Ohren. Traurige Töne erfüllten den Raum, den bis eben nur der frische Kaffeeduft bewohnt hatte und ließen unsere Gedanken in eine andere Welt abgleiten. Ein wohliger Moment ohne Zeitgefühl. Ein melancholischer Moment. Ein schöner Moment. Beruhigend. Hoffnungsvoll. Wirklichkeitsverachtend. Leise Lächelnd.

Die Musik hallt nach. Das Thermometer zeigt bereits jetzt 26°C und dennoch war es bis eben so warm und gemütlich hier. Vorbei und aus.

Ein kurzes Lächeln, ein letzter Gruß, Adieu.

Wir sind ja erwachsen.

Aber doch nicht immer.

Dienstag, 6. Mai 2014

Snowpiercer

Den Film Snowpiercer hatte ich schon länger auf meiner "zu sehen"-Liste, perfekt, dass es heute spontan klappte: Science Fiction und Action, eine Mischung die ich mag. Und ein südkoreanischer Regisseur klang nach interessanter Perspektive. 128 Minuten. Viel Zeit fürs Geld. Und die Minuten waren fast durchgängig mit Spannung gefüllt - damit hatte ich nicht gerechnet. Denn normalerweise ziehen sich solche one scene location-Movies immer wieder unnötig in die Länge. Aber hier startete die Action gleich in den ersten Minuten. Und zwar richtig. Es folgte ein blutrünstiges Gemetzel auf das nächste. Auf Spannung hatte ich gehofft. Mit derartig ausführlichen Schlachterszenen aber nicht gerechnet. Mein Kompliment an den Regissuer: der Spannungsbogen hielt mich trotzdem im Kinositz. Der Film fesselt einfach. Auch wenn die Auflösung zum Teil recht vorhersehbar war und das Ende (in meinen Augen) etwas zu französisch ausfällt: dieser Kinofilm hat sich mal wieder sehr gelohnt!

Samstag, 3. Mai 2014

Die 3 von der Linienstraße

Kultur war angesagt. So entschlossen wir drei Jungs uns, das Gallery Weeken Berlin ins Auge zu fassen. Wir schafften ganze drei Gallerien. Denn vor einem netten portugiesischen Designshop in der Linienstraße stand draußen eine kleine, sehr gemütliche Bank in der strahlenden Sonne. Und eine Flasche mediterranen Weins kostete lediglich acht Euro, bei gleichzeitig hervorragender Qualität. Tja. Da war es um unseren Galleriedurst geschehen. So kultivierten wir uns also selber und saßen schlussendlich mehrere Stunden intensive über den Sinn des Lebens philosophierend buchstäblich auf der Straße: Zur Freude der Passanten und übrigen Gallerieflaneure als angeheitertes Trio und hatten unseren Spaß. Ungeplant und deshalb besonders erinnernswert.

Zur Geburtstagsfeier am späteren Abend wäre ich dann fast zu spät gekommen. Eine großzügige Wohnung mit Dachterrasse und weitem Blick über Charlottenburg im Abendrot. Das Grillen war entspannt, nur die Gäste hatten sich stark verändert, seit der Gastgeber "in festen Händen" ist: Pärchenquote 80%. Bis zum vorletzten Jahr waren seine Feiern immer eine bunte, laute und lustige Mischung interessanter und vor allem lebendiger Menschen gewesen. Nun saßen die ganze Paare brav nebeneinander aufgereiht um die Tische herum und nickten verständnisvoll bei den gegenseitigen Erzählungen. Krass.

Samstag, 26. April 2014

Eisige Überraschung

Das Eiscafé Kibo im Wedding
Der Wedding ist nicht gerade als Gourmethochburg verschrien. Um so mehr überrascht dann das kleine Eiscafé Kibo, das unauffällig in den ehemligen Räumlichkeiten einer alten Gaststätte Quartier gefunden hat: Hausgemachtes Eis bester Qualität, dazu eine äußerst freundliche Bedienung und (wenn das Wetter mal nicht mitspielt) eine schöne Inneneinrichtung, so dass man da durchaus auch das angebotene Frühstück ausprobieren sollte. Das kommt für den nächsten Besuch auf die Tagesordnung. Der wunderschöne, sonnige Samstag heute ließ uns jedoch einen Platz im Freien genießen. Da die Rehberge nur einen Steinwurf entfernt sind, bot sich ein kleiner Spaziergang an: Riesige Wiesen mit blühendem Löwenzahn. Soooooo schön!


Löwenzahn in den Rehbergen

Freitag, 25. April 2014

Frühlingssonne im Körnerpark

Vielleicht war ich einfach nur lange nicht mehr dort, aber es überraschte mich doch, als ich heute mal wieder in den Körnerpark ging, dass es dort richtig voll war. Ein schönes Kleidnod mitten in Neukölln, wie geschaffen für eine kurze Nachmittagslektüre auf dem Rasen.

Donnerstag, 17. April 2014

Ein Leben für eine Grabrede



Heute las ich einen interessanten Gedanken: Lebe Dein Leben für Deine Grabrede. Nicht für Deinen Lebenslauf.

Wie würde ich mir eine Grabrede meines besten Freundes für mich wünschen? Sicher nicht traurig. Sondern unterhaltsam. Mit einem Augenzwinkern. Joaaaa, hier und da ein Verweis auf meine wahnsinnig ehrenwerten und edlen Charaktereigenschaften wäre schon OK. Aber darüber hinaus: So sehr das auf selbstinszenierten Beerdigungen anscheinend ausgelutschter Standard ist, eine „I did it my Way“ Beerdigung wünsche ich mir zehnmal lieber, als eine mit warmen Worten wie

 „Er war ein engagierter Mitarbeiter, der immer pünktlich zur Arbeit erschien, vorbildlich widerspruchslos vor sich hinackerte, so dass seine Vorgesetzten glänzende Karrieren machen konnten, fast nie krank war, alles mit sich machen ließ und deshalb mit wenig Gehalt auskam. Er verbrachte sein gesamtes Leben in Verhältnissen, die „man“ geordnet nennt: selten den Arbeitgeber gewechselt, aber niemals seine Frau. Seine Kinder im Kirchchor und ohne Tattoos. Präsident vom lokalen Taubenzüchterverein und Abonnent des Lokalblattes. Einen Baum hat er gepflanzt und ein Häuschen gebaut. Und die Nachbarn hat er immer so freundlich gegrüßt. Sie alle, und sein Dackel Wimmi, vermissen ihn furchtbar und werden ihn nie, nie, niiiiiiiie vergessen. Auf ewig. Versprochen!“

Weil er so ein aufregender Typ war?

Da ich nicht anwesend sein werde: Haltet meine Grabrede wie Ihr wollt, sie soll die Trauernden trösten, nicht den Verstorbenen.

Ein paar Arbeits- und Lebensjahre habe ich nach dem obigen Schema angesammelt. Aber zum Glück genügend bessere. Trotzdem stelle ich gerade fest: da muss ich doch noch mehr Material zusammen tragen, damit die Rede auch mir wirklich gefallen würde. Nicht der große Wurf fehlt. Aber durchaus ein paar mehr Farbkleckser passen da durchaus noch rein.

Leben – ich komme!

Sonntag, 13. April 2014

Kellerbäckerei

Nach längerer Pause gab es mal wieder eine Verabredung zum Frühstück in netter Runde. Ziel war das Museums-Café "Frau Bäckerin" in der Villa Oppenheim. Die Terrasse wäre traumhaft gewesen. Leider war es dafür heute zu kalt. So blieb uns also nur der Keller: vergitterte Fenster im Souterrain, durch die man den Sonnenschein draußen allenfalls erahnen konnte, ach wie schade! Zum vegetarischen Frühstück (7 EUR) gab es dann abgezählte zwei Brötchen inklusive. Wow! Die Qualität war zwar ohne Frage exzellent, aber a bisserl knausrig sind's schon dort. Der Caffè Latte ebenfalls sehr gut. Nichtsdestotrotz verließ ich vorzeitig die fröhliche Truppe, um die Sonne zu genießen und einen ebenfalls exzellenten Kaffee genussvoll in der Bergmannstraße zu schlürfen. Dieses Mal allerdings in der Sonne sitzend.

Samstag, 1. März 2014

Nymphomaniac ("Teil 1")

Ich wollte nicht in diesen Film. Aber ich hatte versprochen mit ins Kino zu kommen und das war der einzige, für den es noch Karten gab. Ich möchte im Kino gut unterhalten werden, angeregt werden, informiert werden. Aber nicht gelangweilt, das kann ich auch woanders. Und ich wusste vorher, dass das was drauf steht nie drin ist, wenn ein so genanntes „Enfant terrible“ lautstark einen tabubrechenden (hört, hört!) Film dreht

Also Lars von Trier. Der Film wirkt wie eine Ausrede für ältere Herren, mal wieder ganz offiziell etwas nackte Haut ansehen zu dürfen. Wenn es wenigstens ein richtiger Porno gewesen wäre (OK, für meine Mutter wäre es definitiv einer gewesen, aber für sie ist bereits eine Nivea-Werbung tendenziell pornographisch). Einzig die sinnfreie Aneinanderreihung der Szenen darf getrost pornoesk genannt werden: Irgendwie muss man ja Gründe konstruieren, um immer wieder Szenen rammelnder Paare zu zeigen, die allerdings selten erregen. 

Summa Summarum einige wenige schöne, ästhetische Sequenzen, auch nur wenige die ich wirklich erotisch nennen würde, im Wechsel mit Drama, Langeweile, Ekel (im Krankenhaus) und Geschmacklosigkeiten (die Hauptdarstellerin wird feucht davon, ihren Vater auf dem Sterbebett zu sehen...der Anspruch an ein Enfant terrible - Klischee muss ja erfüllt werden).

Dass der Film übergangslos im Nichts "endet" mag dem Konzept des Zweiteilers geschuldet sein, um den Zuschauer zwecks Auflösung der ungeheuren Spannung auch noch in Teil 2 zu locken. Meine Lebenszeit ist mir dafür zu schade. 
Lieber Lars von Trier, ein Rat zum Schluss, falls Du noch einmal einen Porno drehen möchtest: Kein Mensch will zwei-Stunden-Pornos sehen, in der Kürze liegt das Geheimnis. 
Aber das war in diesem Fall Dein kleinstes Problem.