Samstag, 3. August 2013

Das Glück des Augenblicks

Ich bin der festen Überzeugung, dass die schönsten Momente im Leben ausschließlich unverhofft kommen. Und nicht nur das. Eine hohe Erwartung an ein kommendes, erwartetermaßen wunderbares Erlebnis zerstört die Chance, dass es ein "schönster" Moment wird, denn eine (im Idealfall) erfüllte Erwartung ist ungleich weniger, als eine weit übertroffene (nicht-)Erwartung.

Milonga auf der Brücke des Bodemuseums
Aber man kann sich auf diese Momente vorbereiten und offenen Auges durch die Welt gehen, um sie zu pflücken, wenn sie sich anbieten.

Nach einem bereits genialen Tag in der Sonne mit Besuch der Liebermann-Villa und stundenlangem Picknick am Heiligen See in Potsdam kam solch ein Moment dieses Mal durch eine Verabredung zum Tango, in der wahrscheinlich heißesten Nacht des Jahres in Berlin.

Tango im Säulengang der Alten Nationalgalerie
Milongas an wechselnden Plätzen in der Innenstadt, Hit & Run genannt: die Gruppe taucht an einem schönen Platz auf. Die Musik ist in zehn Minuten aufgebaut. Und nach vielleicht einer Stunde sind alle wieder weg, bevor sich jemand beschweren kann oder ein Wachdienst genügend Zeit hatte, um zu entscheiden, dass man dort nicht tanzen solle.

Die erste Station auf der Brücke des Bodemuseums fand noch in der Helle eines hochsommerlichen Abends statt, wenngleich einzelne Regentropfen für Abkühlung sorgten (und mit einem Schirm zu tanzen ist wirklich anstrengend). Aber die Aussicht entschädigt - so man die Zeit dazu fand.

Bei der nächsten Station, im Säulengang der Alten Nationalgalerie, war es dann gegen 23 Uhr schon dunkel und die Mischung aus Tangomusik, Tanz, dem alten Gemäuer und der vorbeifließenden Spree schuf eine heimelige Tangoatmosphäre.

Mitternachtsmilonga neben der Spree
Als gegen Mitternacht die Truppe in Richtung Alexanderplatz weiterzog begann ein Musikantenpaar mit elektrischem Piano und Akkordeon, im Säulengang vorne zur Straße hin platziert, Piazzolla zu spielen, dem Meister des Tango Nuevo.

Ein langer Gang, Sommernacht, verführerische Musik. So tanzten wir spontan weiter durch die Nacht. Ein intensiver Moment, unerwartet, beseelend. Die Musiker legten ein Stück nach dem anderen nach, glückselige Momente im berührenden Klang, durch ihn zu schweben, eine Ästhetik perfekter Harmonie aus Bewegung und Musik.

Ich glaube, für diesen Moment habe ich die letzten 1,5 Jahre lang Tango gelernt. Ohne ihn zu erwarten. Jedoch bereit.
Auch wenn ich kein Photo von diesen letzten Tänzen habe: ich werde mich sicher noch viele Jahre an diesen wunderbaren Augenblick erinnern.

Samstag, 27. Juli 2013

Tu, was Du kannst. Und lass' den Rest.

Trotz brüllender Hitze von rund 32°C in Berlin wagten wir uns abends in die Wühlmäuse und wurden mit einer funktionierenden Klimaanlage belohnt, vorbildlich! Und entgegen meiner Erwartung wollten so viele Menschen Désirée Nick live erleben, dass der Zuschauersaal praktisch vollbestzt war, beeindruckend!
Désirée Nick selbst war dann für mich eine kleine Enttäuschung. Insgesamt eine runde Show, aber einfach nicht so mein Geschmack, kann ja jedem passieren. Die Anekdoten & Zoten waren meist tief unter der Gürtellinie (was nicht schlecht sein muss, aber auch nicht automatisch "witzig" heisst...). Gar nicht jedoch ging ihr "Gesang". Für ein musikalisches Ohr war es eine Qual: Die Fähigkeit mehrheitlich Töne zu treffen ist oberstes Gebot, wenn man sich singend auf eine Bühne wagt. Eine klare Stimme, um Töne zu halten und den Raum zu füllen, zweite Voraussetzung. Désirée Nicks Kernkompetenz ist der wortwitzige Vortrag.

Dienstag, 16. Juli 2013

Guerilla-Milonga

Eine Freiwildmilonga im Säulengang der Alten Nationalgalerie, träumerisch im Abendlicht mit Blick auf Spree, Fernsehturm und Dom. Rund 50 Tänzer hatten sich dank Internet konspirativ zusammengefunden, um unkompliziert, ungefragt und unaufdringlich mit Musik aus dem batteriebetriebenen Megablaster ein paar Stunden (und überraschend ungestört von irgendwelchen Sicherheitsleuten) dem Tango am besonderen Orte zu frönen. Tolle Idee!

Dienstag, 9. Juli 2013

Schlafen Sie mit Ihrem Chef!

Eine Freundin von mir war auf Jobsuche und so verschlug es sie auf eine der zahlreichen Karrieremessen in der Hauptstadt. Über einen "praktischen" Karrieretipp, den sie dort von Promotern einer Headhunting-Firma in die Hand gedrückt bekam, war sie allerdings weniger amused, denn eigentlich hat sie mit Doppelstudium und fünf fließend gesprochenen Sprachen vor, durch Arbeitsleistung im Job zu brillieren:
Kondome für die Karriere

Mittwoch, 3. Juli 2013

Schokolade sofort - oder Mord

Die knackige a-cappella Formation LaLeLu aus Hamburg gastierte mit ihrem Programm "Pech im Unglück - a-cappella-Lebensberatung" in der ufa-Fabrik und - kurz gesagt - war ein Genuss. Die Mischung aus sprachlichen und gesanglichen Parodien bei den zur Zeit doch angenehmen Temperaturen garantierte einen unterhaltsamen Abend unterm Sommerzelt. Es machte richtig Freude, viele bekannte Songs zu hören, denen die vier Sänger dann neue und größtenteils sehr witzige Texte hinzugefügt hatten. Der tosende Applaus, auch immer wieder zwischendurch, war durchaus angemessen. Empfehlenswert!

Donnerstag, 20. Juni 2013

Das neue "Bahn-Comfort"-Programm?

Auf der Zugreise mit der ÖBB nach Graz ging es romantisch durch die Berge. Die Klimaanlage war leider (wie zuvor schon bei einem Zug der Deutschen Bahn...) teilweise ausgefallen, so dass alle Reisenden gebeten wurden, nur Waggons mit funktionierender Klimaregelung zu besetzen. Der Stimmung tat es kaum Abbruch, die Aussicht entschädigte reichlich.
Da auch im Speisewagen tropische Temperaturen herrschten, war die Mitarbeiterin mit einer Warenauswahl in ein kleines Personenabteil umgezogen.
Das übliche kollektive Schweigen im Großraumabteil fand ein jähes Ende, als eine Schaffnerin folgende Durchsage durch die Lautsprecher machte: "Im letzten Abteil des Wagens 24 erwartet Sie eine Zug-Mitarbeiterin, um ihnen Sex und Getränke anzubieten."
Sie hatte wohl „Snacks“ gemeint, aber das ganze Großraumabteil brüllte bereits vor Lachen.

Sonntag, 19. Mai 2013

Kreuzberg am 19. Mai 2013

Ein wunderbarer sonniger Sonntag, perfekt geeignet für einen schönen Spaziergang nach einem äußerst gemütlichen und leckeren Frühstück im Café Morsh in der Vorbergstraße 8 in Schöneberg. Das Kleine Frühstück war mehr als reichhaltig und, genau wieder Obstsalat, qualitativ absolut top.
Der Kreuzberg ist bei diesem Wetter immer ein Wohlfühlort:

Sonnenwiese auf dem Kreuzberg

Wasserfall auf dem Kreuzberg

Auf der einen Seite, auf dem Sonnenhügel, die Sonnenanbeter, Yoga-Praktizierer, Jonglierer, Picknicker, Draußenleser und Denker.

Auf der andere Seite die planschenden Kinder in den Wasserfällen, unter steter Bebobachtung panikerfüllter Eltern, die ihren Kleinen beim Kraxeln über die glatten Steine zuschauen, allzeit bereit sich in die Fluten zu stürzen, falls eines einmal hineinfallen sollte.

Und dann der Karneval. Hunderttausende, meist entspannte, lachende, fröhliche, neugierige, genervte, suchende, betrunkene Zuschauer für das schönste Kreuzbergevent des Jahres. Die Vorher-Nachher-Betrachtung unterscheidet sich nicht nur durch den Promilllgrad der Besucher.

Ich habe noch nie so viele leere Pfandflaschen herumliegen sehen. Die Flaschensammler kamen nicht einmal ansatzweise mit ihrer Sammelei nach. Man sah sie zuhauf mit allesamt hofffnungslos überquellenden Riesentaschen, Wägelchen und Oversize-Fahrradanhängern herumlaufen. Und trotzdem blieben tausende Flaschen liegen. Es muss ihnen das Herz gebrochen haben, als die BVG ihnen am Ende den großen Rest der Arbeit abnahm.

Gneisenaustraße vor dem Karnevalsumzug

Die Straßen im Kiez, auch die Seitenstraßen, waren weitflächig mit unzähligen Glasscherben übersäht. Es war kaum möglich, seinen Fuß irgendwohin zu setzen, ohne dabei knirschend auf zerbrochenes Glas zu treten. Ich stehe nicht auf Verbote, aber hier gehört echt dringend ein Glasflaschenverbot her.

Gneisenaustraße: Ende der Party



Sonntag, 28. April 2013

Explosionsfrühling

Café Jenseits in Kreuzberg. Das Interieur gemütlich, der Tisch leider noch voller Krümel der vorherigen Gäste. Aber der offene Blick auf den sonnigen Heinrichplatz entschädigt. Die Begrüßung nicht zu freundlich. Der Café Latte zu heiß und der Espresso verbrannt. Der Cheesecake auffällig klein geschnitten, kostet dennoch so viel wie ein normalgroßes Stück Kuchen woanders. Die Kellnerin liebkost minutenlang innig den Hund eines Gastes und serviert dann übergangslos die Sandwiches an die Gäste am nächsten Tisch, Hände waschen gehört leider auch nicht zu ihrem Serviceprogramm. Aber dafür die Zigarette, mit der sie sich neben die vollbesetzten Außentische stellt. Die Verabschiedung ist sehr freundlich. Ich werde wohl trotzdem nicht wiederkommen.

Beim späteren Spaziergang genieße ich den Kreuzberger Frühling, als ob alles darauf gewartet hätte, explodiert nach diesem viel zu langen Winter überall das junge Grün. Die Fußwege um den Landwehrkanal sind mit Menschen geflutet, erst Richung Lohmühlenstraße wird es gemütlicher. Frühlingsdüfte durchziehen meine Nase. Frühlingsfarben erfreuen das Herz. Glücklichmachend.

Mittwoch, 24. April 2013

Musikalischer Volltreffer



Preisträgerkonzerte sind oft angenehm kurzweilig. Die Gewinner eines Wettbewerbs spielen ihre besten Stücke, bevorzugt solche, die auch gut beim Publikum ankommen und langweilige Sätze und Passagen, wie sie in den meisten Werken irgendwo vorkommen, finden in der Regel keinen Platz auf solchen Veranstaltungen. Also ein Grauen für jeden orthodoxen Klassikfan aber hervorragend geeignet für Klassikradiohörer wie mich.
Das Konzert der Preisträger des Dussmann-Musikwettbewerbs war unter den Musikabenden dieses Typs dann aber noch einmal ein besonderes Schmankerl: Während man bei vergleichbaren Konzerten die musikalischen Fähigkeiten der Kinder (und vermutlich damit oft auch den überstarken Ehrgeiz der Eltern) bewundert und anerkennt, so gab es im Keller von Dussmann ein qualitativ glänzende Aufführung exzellenter Musiker, die zufälligerweise auch noch Kinder bzw. Jugendliche waren. Der Moderator übersah (obwohl selbst Musiker) leider die Korrepetitoren und vergaß konsequent jedes Mal, ihre Namen anzusagen, als ob es sie auf der Bühne gar nicht gebe, dafür aber fing die Hausherrin das Publikum schnell mit ihrem Charme wieder ein.
Da waren u.a. Moses Yoofee Vester, der mit einer Eigenkomposition im Jazz sowohl technisch, als auch musikalisch einen wunderschönen Kontrapunkt setze, Marijn Seiffert und David Scherka, die mit ausgebuffter Professionalität während ihres Bottesinis abwechselnd mit ihren Instrumenten, miteinander und mit dem Publikum flirteten, und Sebastian Lange, der mit seinem Saxophon einen modernen japanischen Komponisten wie einen alten klassischen Meister zelebrierte.
Zwei Stunden Höchstgenuss.

Sonntag, 14. April 2013

Einmal schneiden, föhnen und verlieben bitte



Ich gehe schon seit über acht Jahren zu meinem kurdischen Friseur in Moabit: die Mischung aus Freundlichkeit, Preis und gutem Schnitt wiegt den (inzwischen) größeren Umweg deutlich auf. Lange schon wunderte ich mich, wie gut er sich auch nach Wochen oder Monaten noch alles merken kann, was ich so irgendwann mal erzählte. 

Vorletzte Woche wurde mein Termin nach hinten verschoben, da würde es besser gehen, OK, kein Problem. Während des Arbeitens beugte er sich dann plötzlich zu mir herunter, kommt nah an mein Ohr und fragt leicht verlegen, ob ich denn zurzeit vergeben sei. Ich verneine fröhlich.

Er dreht leicht seinen Kopf zur Seite: „Sehen Sie da hinten die Dame die dort gerade geföhnt wird? Das ist die Cindy. Sie ist auch Single und hat sich total in Sie verguckt“. Ich erspare ihm die Frage, wie jemand, den ich zum ersten Mal in meinem Leben sehe in mich verguckt haben kann und es bereits meinem Friseur erzählt haben kann. „Sehr sympathisch, aber leider nicht mein Typ“. Ihm fällt kurzfristig das Gesicht runter: „Aber warum denn nicht???“ Ich erkläre es ihm, er akzeptiert es, aber offensichtlich schwer enttäuscht. Als Cindy kurz darauf den Laden mit einem schmachtenden Lächeln in meine Richtung verlässt, versinke ich so tief es geht im Friseurstuhl und beginne zu verstehen: mein verschobener Termin war kein Zufall gewesen.

Gegen Ende des Haarschnitts kommt er wieder auf das Thema zurück: „Ein ganz lieber Kunde von mir hat eine Schwester, die ist total erfolgreich und würde phantastisch zu Ihnen passen. Dürfte ich vielleicht ein Photo von Ihnen machen und es ihrem Bruder geben? Dann könnte sie sich bei Ihnen melden!“ Ich platze fast mit einem lauten Lachkrampf.
Aber sei’s drum. Für so einen Spaß bin ich gerne zu haben.

Krasses Kundenbindungsprogramm.

Dienstag, 19. März 2013

Donnerstag, 14. März 2013

Billard zu dritt im Hannibal

Jahrelang fand ich Billard unendlich langweilig, bis zwei Freunde mich immer wieder mitzogen. OK, Profi werde ich nie, und nach wie vor ist der Hauptreiz des Spiels für mich das Beisammensein mit lieben Freunden, wobei das schöne Gespräch eben hier und da von einem Stoß mit dem Queue unterbrochen wird. Nachdem der Billardsaal aus seinen alten Räumlichkeiten in einer alten Fabriketage tief im Süden Berlins hochziehen sollte, schien es das Ende der gemütlichen Runde zu sein. Wir hatten befürchtet, dass das Hannibal nach dem Umzug in den schicken Tempelhofer Hafen unendlich teuer oder hip werden würde. Doch glücklicherweise blieb es trotz neuer Location ganz der alte Laden. Also geht's munter weiter. Dumm nur, dass die beiden Freunde, mit denen ich immer spiele, deutlich besser sind als ich. Was soll's. Dabeisein ist alles.


Mittwoch, 13. März 2013

Schlemmen in der Mokkabar

Wenn man gut gegessen hat und satt ist, sollte man besser aufhören zu essen. Aber in der Mokkabar fällt einem das einfach nicht leicht, die Küche ist einfach zu gut.
Also bestellten wir nach dem reichhaltigen und wie immer leckeren Abenddmahl noch einen Cocktail sowie Kaiserschmarrn mit Vanilleis und Apfelmus. Letzteres war selbst für zwei (leider schon absolut gesättigte) Menschen viiiiiel zu groß, nichtsdestotrotz aber phantasisch.
Eigentlich hätte man uns hinterher raustragen müssen, aber es war es wert. Gaumenfreude hoch drei.
Und ein schöner Abend sowieso.

Sonntag, 10. März 2013

Lesebühne

Die Lesebühne im Kaffee Burger stand schon lange auf meiner Liste und es war hervorragend! Geistreich, unterhaltsam, witzig. Und gar nicht so verkrampft linkslastig, wie ich angesichts der Vortragenden erwartet hatte. Die musikalischen Einlagen von Toni Mahoni obergenial. Da lohnt sich definitiv das Wiederkommen.
Toni Mahoni im Kaffee Burger