Heute las ich einen interessanten Gedanken: Lebe Dein Leben
für Deine Grabrede. Nicht für Deinen Lebenslauf.
Wie würde ich mir eine Grabrede meines besten Freundes für mich
wünschen? Sicher nicht traurig. Sondern unterhaltsam. Mit einem Augenzwinkern.
Joaaaa, hier und da ein Verweis auf meine wahnsinnig ehrenwerten und edlen Charaktereigenschaften
wäre schon OK. Aber darüber hinaus: So sehr das auf selbstinszenierten Beerdigungen
anscheinend ausgelutschter Standard ist, eine „I did it my Way“ Beerdigung
wünsche ich mir zehnmal lieber, als eine mit warmen Worten wie
„Er war ein engagierter
Mitarbeiter, der immer pünktlich zur Arbeit erschien, vorbildlich
widerspruchslos vor sich hinackerte, so dass seine Vorgesetzten glänzende Karrieren
machen konnten, fast nie krank war, alles mit sich machen ließ und deshalb mit
wenig Gehalt auskam. Er verbrachte sein gesamtes Leben in Verhältnissen, die „man“
geordnet nennt: selten den Arbeitgeber gewechselt, aber niemals seine Frau. Seine
Kinder im Kirchchor und ohne Tattoos. Präsident vom lokalen Taubenzüchterverein
und Abonnent des Lokalblattes. Einen Baum hat er gepflanzt und ein Häuschen
gebaut. Und die Nachbarn hat er immer so freundlich gegrüßt. Sie alle, und sein
Dackel Wimmi, vermissen ihn furchtbar und werden ihn nie, nie, niiiiiiiie
vergessen. Auf ewig. Versprochen!“
Weil er so ein aufregender Typ war?
Da ich nicht anwesend sein werde: Haltet meine Grabrede wie
Ihr wollt, sie soll die Trauernden trösten, nicht den Verstorbenen.
Ein paar Arbeits- und Lebensjahre habe ich nach dem obigen Schema
angesammelt. Aber zum Glück genügend bessere. Trotzdem stelle ich gerade fest:
da muss ich doch noch mehr Material zusammen tragen, damit die Rede auch mir
wirklich gefallen würde. Nicht der große Wurf fehlt. Aber durchaus ein paar mehr
Farbkleckser passen da durchaus noch rein.
Leben – ich komme!