So ein Berliner Regensonntag treibt seltsame Blüten. Erst der schöne Tangounterricht am Morgen, anschließend ein bisschen aufgeräumt im Leben, ein langer Kaffee mit einer guten Freundin, ein schönes Telephonat und dann plötzlich, als es schon wieder dunkelte, die Philosophierlaune: Bin deshalb, resultierend aus dem Querlesen eines Buches über Prioritäten im Leben setzen, kurzerhand mal eben zur Probe gestorben. Was bereute ich?
Die Hitliste, in Reihenfolge:
- Dass es Menschen (Freunde, Verwandte) gibt, denen ich nicht mehr rechtzeitig ausdrücklich gesagt habe, wie gerne ich sie habe
- Dass ich immer noch nicht in eine tolle Loftwohnung mit einem 150m² Wohnzimmer und einem Flügel in der Raummitte umgezogen war
- Dass ich mich in meiner Freizeit doch zu wenig auf die wirklich schönen Beschäftigungen/Hobbies fokussiert hatte, zu selten Freunde zu mir nach Hause eingeladen hatte, zu selten ein Picknick mit Freunden und Gitarre geplant hatte
- Dass ich zu selten alte Freunde in Österreich und Südtirol besuchte
- Dass ich die alten Erbmöbel nicht schon längst an mein Patenkind verschenkt hatte
- Dass ich viele Male im Leben hätte konsequenter sein müssen (Jobwechsel, Beziehungen)
- Dass ich viele Male im Leben nicht mutig genug war
- Dass ich nichts Bleibendes hinterließ, die Welt zu wenig veränderte.
Und ein paar privatere Dinge, die hier nicht reinpassen, soll ja kein Seelenstriptease sondern nur eine Anregung sein, selbst mal so eine Liste aufzustellen und drüber nachzudenken.
Mal schauen, was davon ich in nächster Zeit selbst in die Hand nehmen kann und werde. Nr. 1 wäre ja wirklich billig umzusetzen. Kostet aber leider manchmal ganz schön viel von Nr. 7. Schon seltsam, wie man so tickt…
Und was gefiel mir? Ooooooh, lange Liste :-)
Meine vielen Partys in meiner Wohnung, meine vielen Freunde, die (hoffentlich) einige schöne Momente mit mir hatten, die Telephonate, bei denen ich meine Mutter immer wieder zu einem herzhaften Lachanfall bringen konnte, meine Reisen, mein Umzug nach Österreich, mein steigender Mut/Bewusstsein zum "vernünftigen" Hedonismus einhergehend mit der Emanzipation von Konventionen (wahrscheinlich Resultat der schleichenden Berlinisierung, oder genauer, Kreuzbergisierung von mir). Und all die Momente, in denen ich jemandem im Leben eine richtig tolle Freude gemacht habe.
Ich glaube, es geht mir ziemlich gut.
Danke für die schöne Inspiration, Regensonntag!